Es schien als hätte Amalia zusehends Freude an diesem Gespräch und vor allem in welche Richtung es sich entwickelte. Das war zum einem dem zunehmenden Lächeln zu entnehmen, zum anderen hatten ihre Augen auch einen seltsamen Glanz. Nicht unangenehm, sondern eher wie als wenn man in den Spiegel der Seele sah. Nur war dort nichts zu sehen, als die tiefen abgründe der Unendlichkeit gepaart mit einem smaragdgrünen Farbton. Nur allzu leicht konnte man sich in diesen Augen verlieren. Sie lauschte Clara und ihren Worten das sie sich nicht zu entschuldigen hatte, es war als wollte sie den Mund gerade zum wiedersprechen öffnen, doch da war nichts. Nur ein lautlosen zustimmendes Nicken. Nicht zuletzt der abwehrend gehobenen Hand Claras zu verschulden. Mit freundlich, warmer Stimme antwortete sie:
"Nun genug davon fürs erste. Widmen wir uns lieber euren durchaus interessanten Thesen die ihr für die von uns alle so geliebte Camarilla aufgestellt habt."
Kein Funken Hohn in ihrer Stimme. Nur eine winzige Pause bevor sie hinzufügte:
"Nun ich stimme ihnen in gewissen Maße zu. Natürlich wird eine gewisse Ordnung und Struktur benötigt und ja auch Regeln. So wie Pflichten und Rechte sind wichtig. Dennoch habe ich das Gefühl das selbst den Altehrwürdigen die Kontrolle des Systems aus den Händen geglitten ist. Was nun folgt ist Schadensbegrenzung. Wie wir beide wissen liegt es nicht in der Natur der Obrigkeit die Kontrolle zu verlieren. Gerüchteweise geht das sogar soweit das der Clan Ventrue sogar seine eigenen aufstrebenden Politiker die frischen Wind in das ganze bringen könnten, von ihren eigenen Mentoren und Ahnen vernichtet werden aus Angst sie könnten diese eines Tages übertrumpfen oder gar ablösen. Sind wir doch ehrlich in diesem System geht es um Macht und Kontrolle. Der Einzelne hat nur so viel davon, wie ein jeder von ihnen gerade zu bereitwillig ist ihm zu zugestehen. Bitte verstehen sie mich nicht falsch ich bin eine absolute Beführworterin der Camarilla. Was ich nicht zuletzt meiner ehrwürdigen Erzeugerin zu verdanken habe. Dennoch bin ich der Meinung es würde dieser alt eingesessenen Struktur ein wenig frischen Wind nicht gerade schaden. Das hab ich natürlich nie laut gesagt. Und wenn mich jemand darauf ansprechen sollte, so würde ich dies natürlich leugnen. Dennoch finde ich das es unserer Camarilla und ja unserer, unser aller ein jeden Kainit der sich als Mitglied sieht, nich nur den oberen 100. Unserer Camarilla würde es bestimmt gut tun einige Positionen ganz und gar "neu zu besetzen"."
Der letzte Satz war mehr ein Flüstern als eine volle Stimme. Dabei hatte sie sich auch leicht zu Clara gebeugt. So das die Worte wirklich fast einem Hauch im Wind glichen. Ein kleines Funkeln in ihren smaragdgrünen Augen. Ein Lächeln auf ihren rubinroten Lippen. Wo möglich alles nur die Träumereien einiger weniger. Niemand würde wohl als ersten Gedanken einen Putsch im Sinn haben. Nein dafür war Amalia gar zu liebreizend. Es war gar so als wäre sie eins der liebreizensten Geschöpfe in diesem großen Park. Nicht den Hauch einer Vermutung würde darauf deuten, was in ihrem Inneren lauerte. Sie war einfach nur die höfliche Dame die ein Pläuschen mit einer anderen Dame führte. Die Mundwinkel zogen sich noch ein Stück weiter nach oben, als sie mit bezaubernder Stimme gen Clara antwortete:
"Findest du? Nun ich komme nicht umhin zu sagen, dass es mich auch durchaus erheitert eine nahe Verwandte kennen zu lernen. Wer kann schon sagen wieviel unseres kostbaren Vitaes wir wirklich in der Blutlinie teilen. Obschon finde ich es durchaus interessant wie klein Chicago auf einmal wirkt. Es scheint mir fast so als wäre diese Stadt die einzige Zufluchtsstätte unserer Art derzeit. Es ist fast verwunderlich wieviele man in den jüngsten Nächten unserer eigenen antrifft. Gut ich muss zugeben nicht immer ist es solch ein Vergnügen wie bei euch werte Clara. Aber ich bin wirklich froh das die Anzahl der Rosen zusehends wächst."
Wieder war es an Amalia Clara zu lauschen. Als sie auf die Begegnung ihrer irdischen Eltern zu sprechen kam und dem ganz und gar ungeplantern Zwischenfalls, errötete Amalia leicht an den Wangen. Trotz allem schenkte Amalia ihr die volle Aufmerksamkeit. Als sie auf die Kunst des Schreibens zu sprechen kam war es wie als wenn ein flüchtiger Blick sich in Richtung von Claras Händen fand. Natürlich sie hatte schon einen ganzen Moment überlegt wo wohl ihr Talent lag das ihr die Pforten in die Hallen der Dichter, Künstler und Philosophen öffnete... Als sie dann von Gehenna und der Seuche berichtete und das sie eben erlerntes gerade versuchte zu festigen nahm sie zumindest für den Moment an das Clara noch nicht allzu reich an Jahren war. Ein weiteres Lächeln. Dann antwortete sie mit einer nachdenklichen Stimme:
"Ja... so haben wir doch alle unsere Geschichten die uns in diese Stadt getrieben haben nicht?"
Mehr eine rethorische Frage. Kurz darauf fügte sie hinzu:
"Ihr habt etwas über euch erzählt, so finde ich es nur gerecht das ihr auch eine Kleinigkeit von meiner Wenigkeit erfahrt."
Wieder dieses charmante Lächeln ehe sie fortsetzte:
"Meine Reise begann in einer kleinen Grafschaft in Artois in Burgund im Herzen Frankreichs. Ich bin geboren als Regina Amalia Katherina Dampierre. Comtess de Artois... Ich war die letzte Tochter einer austerbenden Blutlinie des Adelsgeschlecht der Dampierres. Nun sagen wir die damaligen Bürger der Städte waren nicht ganz zufrieden mit der Obrigkeit der Gesellschaft. So geschah es das Frankreich revoltierte. Vielleicht habt ihr schon mal davon gehört. Die Franzöische Revolution? Nun jedenfalls verloren viele Aristokraten damals den Kopf auf der Guillotine. So auch mein Vater meine Mutter und meine beiden Brüder. Mir gelang damals die Flucht über Calais der Küste Frankreichs nach Dover in England und von dort nach London. Eine kinderlose Kaufmannsfamilie mit dem Namen Winter nahm sich damals meiner an. So erlernte ich das Handwerk einer Händlerin. Rückblickend betrachtet ein gutes Handwerk. Irgendwann adoptierte mich diese Famile und so nahm ich den Namen Winter an und behielt als Vornamen den Namen Amalia um mich meiner Herkunft zu erinnern. Nun ich übernahm mit dem Tod meines damaligen Ziehvaters die Geschäfte als Amalia Winter. Neben dem Handel mit Gewürzen und Mineralien, kam später dann der Handel mit Kunstgegenständen hinzu. Irgendwann um diese Zeit traff ich auch meine Erzeugerin. Aber dies ist eine andere Geschichte. Jedenfalls brachte ich es zu nicht unansehnlichem Vermögen mit meinen Auktionshäusern für Kunst die nach und nach sich über den Globus verteilten. Dann kam Gehenna und ich floh abermals nach Chicago der damals einzig sicheren Stadt für unser eins lies ich mir sagen. Dort baute ich eines meiner Auktionshäuser für Kunst wieder auf und bin seit jeher hier wieder ansässig und im Kunsthandel tätig."
Sie lächelte als sie endete und beobachtete Claras Blick genau. Sie wollte sie keinenfalls langweilen mit den Details ihrer unspektakulären Vergangenheit. So fügte sie lächelnd hinzu.
"Aber genug von mir bevor ich euch langweile. Sagt schreibt ihr noch?"
Wieder lagen die klaren Augen von Amalia prüfend auf Clara.