Miss Self Destruct [offen]


Miss Self Destruct [offen]

Postby Lou Cifer » 02 Jul 2015, 14:23

I am the voice inside your head
the lover in your bed
the sex that you provide
the hate you try to hide

I take you where you want to go
give you all you need to know
drag you down I use you up
I am Miss Self-destruct


Eine viel zu schwüle Sommernacht in einer viel zu stickigen Ecke der geliebt-gehassten Stadt. Aus einem abgegriffenen Boxring mit Brandlöchern im Boden spritzte abwechselnd Blut und Spucke zum Takt der verschwitzten, tanzenden Menge. Erregte Körper drängten sich auf und ab wogend gegen die einst tiefroten Ringseile und beengten den Raum für das Weltergewicht, welches die Fliege immer übler zurichtete. Kurzes Gejohle mischte sich zu Trents elektrischem Klang, als ein weiterer Schlag endlich eine Wange aufplatzen ließ. Durstig nach Körpersäften und Action und doch im Sog der Musik gefangen. Der Kampf an sich war Nebensache. Mischte sich mit seinem Gestank nach Angst und Metall nur als weitere Komponente in den Dunst aus Schweiß und Sex.

I speak religion's message clear
denial guilt and fear
I am the prayers of the naive
I am the lie that you believe
take you where you want to go
give you all you need to know
drag you down I use you up
I am Miss Self-destruct


Es gab kaum ein Vor und Zurück und schier kein Betreten der Halle mehr, wenn man nicht längst Teil der verklebten Masse war. Das abbruchreife Gebäude drohte aus allen Nähten zu platzen, das Dach drohte die Tänzer, Säufer, Schläger und kleinen Fixer zu erschlagen. Die wenigen freien und ruhigeren Plätze waren übersäht von leeren Alu-Papierchen und Gestalten, die Leichen längst ähnlicher sahen, als einem Lebenden. Ein kleiner Pulk hatte es geschafft, sich an die undefinierte Ecke zu heften, in welcher der letzte Rest an Getränken zu finden war. Bier, Sprit, irgendwas, das mal in die Kategorie Säfte gehört hatte und ein tropfender Wasserhahn, an welchen sich grade ein abgehalfterter Kerl klammerte, als hinge sein Leben davon ab.

I am the needle in your vein
the high you can't sustain
the pusher I am a whore
I am the need you have for more
the bullet in the gun
the truth from which you run
the silencing machine
the end of all your dreams


Die löchrige Decke ließ Schweiß vom Himmel fallen. Machte den Boden glitschig und das Gelächter groß, als der Welter sich davon umwerfen ließ. Ausgerutscht. Mit einem Fliegengewicht auf der Brust hockend, welches Schlag um Schlag um Schlag auf das langsam aber sicher zerberstende Gesicht eindrosch. Regeln interessierten niemanden. Boxhandschuhe auch nicht.

I take you where you want to go
I give you all you need to know
I drag you down I use you up
I am Miss Self-destruct


Sie war Teil der nassgeschwitzten Menge, ein Zahnrädchen inmitten des wogenden Konstrukts. Tanzte unweit des Boxrings, bewegte sich geschmeidig wie eine Schlange mit Beute im Blick zu der Musik, hatte dies nie lernen müssen, hatte jede einzelne Regung tief im Blut. Schwer zu sagen, welcher Körper sich aufgrund der Enge wann an welchem Körper rieb. Berührungsängste wären hier fehl am Platz.

Suff und Drogenrausch mischten sich zu der allgemeinen Ekstase, zur Ruhe kam hier niemand, jeder war sich der Eskalationen bewusst, welche bislang noch unangetastet im Raum umher schwebten. Der Kampf, der Schweiß, das Blut das spritzte … es war nur eine Frage der Zeit. Doch jetzt in diesem Moment war auch sie einfach nur in das überschwappende Treiben vertieft. Das schwarze Haar nass und verklebt an Gesicht und Körper, die Augen geschlossen, den Mund beinahe schon berauscht verzogen. Der Stoff der unverschämt kurz abgeschnittenen Armyhose und des dünnen, weißen Tanktops waren längst durchtränkt vom Kondensat der sich bewegenden Körper, unter der schweren, mit Taschen bepackten Weste staute sich die Hitze und die hohen, zugeschnürten Springerstiefel hätte an ihrer Stelle sicher niemand als Schuhwerk gewählt. Aber nichts davon spielte mehr eine Rolle. Selbst wenn auch sie im Stillen dankend den Kopf anhob und das Gesicht zur tropfenden Decke wandte, wenn ein neuerlicher Luftzug über die unruhigen Köpfe strich.
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Lou Cifer
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