Bookman´s Corner

[Baker]

"Wissen ist Macht, so sagt man doch oder?" Er setzte sich neben den Mann im Trenchcoat und zuckte mit den Schultern. " Wissen, Macht... ich denke da demokratisch, beides sollte Allen gehören."
Ein wissbegieriges Funkeln lag in Bakers Blick, ein ihm innewohnender Hunger nach Antworten. "Faszinierend, das wäre es in der Tat. Es würde mich aber andererseits nicht wundern wenn irgendein Prophet damals schon die Zeichen unserer Zeit andeutete beziehungsweise vorraussagte. Meist sind Propheten, egal ob echte oder falsche, recht wirr in ihren Aussagen und bieten viel Interpretationsspielraum."

[Othello]

"Mhm.. finden....äh...Sie? Manche Leute würden be...äh...haupten, dass beides... Wissen und, mh, acht... nur in... mh... geeignete..äh...Hände gehört. Nicht jeder ist dazu be...äh...stimmt, Macht zu besitzen. Wie die Vergangen...äh....heit deutlich gezeigt hat. Nein?" Der Mann legte den Kopf ein wenig schief und richtete einen Blick dann auf das Inhaltsverzeichnis des dicken, staubig-alten Buchs.

"Nostradamus' Prophezeiungen zum..äh...Beispiel gelten heutzutage als er...äh...staunlich akkurat. Doch wie Sie schon...äh... richtig sagen: Es ist alles..., mh, ehr oder weniger eine...äh...Frage der Interpretation. Ja? Mh, an kann so ziemlich...äh...alles in alles reindichten, wenn, mh, an nur will."

[Baker]

"So betrachtet war meine Aussage wohl unstimmig, ich muss relativerien. Wissen sollte allen Zugänglich sein, letztendlich profitieren dann alle davon, neue Ideen entstehen schneller zum Beispiel. Allerdings gibt es auch gefährliches Wissen, da ist dann die Frage ob Vor- oder Nachteile einer allgemeinen Zugänglichkeit überwiegen. Macht hingegen sollte auf indirektem Weg von den Menschen ausgehen, wie zum Beispiel durch Wahlen einer Regierung die ihre Interessen am besten vertritt. Vielleicht ein utopischer Gedanke..."

Er besah ebenfalls das Inhaltsverzeichnis.

"So ziemlich alles, ja. Interpretationssache oder vielmehr würde ich sagen es ist eine Frage des Glaubens. Was will man Glauben?"

[Othello]

Der Araber ließ sich die Worte des Anzugträgers offenbar durch den Kopf gehen, denn er zögerte einige Augenblicke, bevor er fortfuhr: "Und wer...äh...entscheidet, welches Wissen gefährlich ist und..äh...welches nicht? Die meisten intelligenten, mh, enschen heutzutage wären...äh...in der Lage, eine Atom...äh...bombe zu bauen. Ihnen fehlt, mh, eistens nur das spaltbare Ma...äh...terial.", erklärte er und beobachtete weiterhin den Mann im Anzug. "Ist dies nun gefährliches...äh...Wissen? Was ist, mh, it Psycho...äh...logie? Gehen nicht gewisse..äh...Gefahren von Menschen aus, die andere, mh, enschen so gezielt manipulieren...äh...können?" Er hob die Schultern.

"Was Nostradamus angeht: Er..äh..hatte das Glück, dass, mh, an seiner Interpretation ge...äh...glaubt hat. Ansonsten wäre er...äh...ein Niemand."

[Baker]

"Wissen kann natürlich gefährlich sein, für andere, aber auch für den Wissenden selbst. Unwissenheit genauso. Eigentlich ist es doch meist die Umsetzung des Wissens in eine praktische Tat, die eine Gefahr darstellt oder? Bei der Bombe muss man zu dem Wissen erst noch das Material haben und was Psychologen angeht, das Wissen ist darüber ist frei verfügbar, die Anwendung selbst kann Segen wie Fluch sein."

Kurz rekapitulierte er was er über Nostradamus wusste.

"Das Wunder bei Nostradamus ist nicht sein Text, sondern die Auslegekunst seiner Erklärer.“

[Othello]

"Wenn Sie...äh...sagen, das Wissen all...äh....eine nicht gefährlich ist, sondern...äh...es erst durch seine U, mh, setzung in die Tat ge...äh...fährlich wird....." Es folgte eine Nachdenk-Pause. "... dann betrachten...äh...Sie ja den Begriff der Ge..äh...fahr nur in Bezug auf and...äh...re, mh, enschen. Ich denke, dass Wis..äh...sen auch gefährlich für den...äh...jenigen sein kann, der es be..äh...sitzt. Nehmen Sie Nostrada, mh, us. Oder Kassandra. Angenommen, es...äh... wäre wirklich mög..äh...lich, die Zukunft zu kennen.... vom...äh...Zeitpunkt und den U, mh, ständen des eigenen Todes zu..äh...wissen. Glauben Sie nicht, dass...äh...das eine Gefahr für die, mh, enschliche geistige Gesundheit...äh...wäre? Nein?" Neugierig betrachtete er den Anzugträger.

[Baker]

"Nun ja, das ist natürlich sehr spekulativ, aber das Wissen um den eigenen Tod könnte natürlich die geistige Verfassung erschüttern... oder aber vielleicht auch befreiend wirken. Vermutlich hinge das von der Persönlichkeit des Wissenden ab, wie man damit umgeht."

Seine nahöstliche, nächtliche Bekanntschaft war wohl recht philosophisch veranlagt und neugierig, eine seltene Mischung dieser Tage.

"Wie denken Sie denn darüber?"

[Othello]

"Mhhh....", machte er und sah dabei nachdenklich gen Decke. Das Buch, um das es eigentlich ging, und das noch immer zwischen ihnen beiden lag, schien im Moment sein Interesse verloren zu haben. "Ich glaube, es...äh...gibt Wissen, das gefährlich..äh...ist. Von Natur aus." Sein Blick richtete sich wieder auf den Anzugträger und seine braunen Augen blickten ihm ernst entgegen. "Wissen...äh...das zu vieles ver..äh...andert. Wissen, für das, mh, an gejagt würde. Zum...äh...Beispiel, wenn, mh, an wüsste, dass die Welt, in der..äh...man lebt, in Wirklichkeit ganz..äh...anders beschaffen ist. Ganz andere..äh...Leute die Strippen ziehen und nicht die...äh...Regierungen. Nein?" Er strich gedankenverloren mit einer Hand über den alten Buchdeckel. "Es gibt im, mh, er jene, die den Status..äh...Quo aufrecht erhalten, mh, öchten. Und jegliche....äh...Kenntnis, die ihn u, mh, krempeln könnte, wäre für...äh...sie sehr gefährlich." Nun sah er den Anzugträger wieder an, allerdings nicht in die Augen, sondern etwas weiter darüber, als wäre da ein besonders interessanter Fleck auf seiner Stirn. "Unwissenheit ist ein Segen, sagt..äh...der Volksmund nicht u, mh, sonst."

[Baker]

Eine Augenbraue wurde fragend hochgezogen, näherte sich dem imaginären Fleck auf der Stirn des Anzugträgers. Die Nebel der Unsicherheit und des Zweifels lichten sich.

"Sie scheinen ja um die verborgenen Gefahren dieser...Wirklichkeit hinter dem Schleier der Unwissenheit zu wissen. Oder sind gar ein Teil davon? Vielleicht sollten wir das Risiko eingehen und unser gefährliches Wissen miteinander teilen, was halten sie davon?"

[Othello]

Nun war es der Araber, der fragend eine Augenbraue hochzog. "Sie...äh...haben wohl eine Schwäche für...äh...gefährliches Wissen", bemerkte er in einem non-chalanten Tonfall, der so gar nicht zum ernsten Gesicht passte, das er nun wieder machte. Dann hob er eine Hand und gestikulierte ausschweifend. "Also, über we...äh...lche Geheimgesellschaft, mh, öchten Sie spr..äh..chen? Die Illu, mh, inaten? Scientology? Das Vatika...äh...nische Konzil sa, mh, t Glaubenskongregation? Cicada?" Er schaute den Fremden fragend an, doch in den dunklen Augen glitzerte etwas. Wie bei einer Katze, die eine erstaunlich wehrhafte Maus gefunden hatte.