Das Lied endet und der Applaus beginnt, stehende Ovationen wie 1975, aber doch viel kleiner und auch keine 5 Minuten lang. Dennoch werde ich mitgerissen, stehe also schwungvoll auf und will meine Hände zum Applaus zusammenführen … aber ich treffe auf ein Hindernis, ein Mann wollte gerade just in diesem Moment an mir vorbei. Meine linke Hand, die mit der Zigarette streift seinen Arm, ich verliere die Kontrolle über Zeige- und Mittelfinger und die noch glimmenden Reste meiner Zigarette entgleiten mir. Fallen hinab, so ungünstig, dass die Glut mit einem leisen Zischen im Whisky erlischt. Da ist sie gefallen, der Schwerkraft geschuldet und landet genau in seinem Whiskyglas. Er geht einfach weiter, würde das neue Aroma wohl erst beim Versuch den nächsten Schluck zu nehmen bemerken. Und anstatt in den Applaus mit einzustimmen, lasse ich mich wieder zurück auf meinen Platz sinken … in der Hoffnung es hat niemand gesehen … Schuldig sehe ich aus, wohl auch etwas ertappt. Mein Rücken ist durchgedrückt und meine Hände finden sich in meinem Schoß …
Sind sie häufiger hier … Die Worte des Mannes klingen an mein Ohr und etwas steif, wenn nicht gar mechanisch wende ich mich ihm zu. Das Lächeln auf meinen Lippen wirkt wieder zurückhaltend und ich suche mit meinen Augen sein Gesicht. Es dauert etwas, seine Eröffnung verweilt unbeantwortet zwischen uns. Es scheint als müsse ich meine Stimme erst wiederfinden. Dann setzt wieder die Musik ein, der Bassist tritt in den Vordergrund und stimmt zusammen mit dem Mann am Piano und dem am Schlagzeug ein Lied von Willie Dixon an. Bassology, ein Lied ohne Gesang. Ich lasse mich etwas zurücksinken und betrachte den älteren Mann einen weiteren Augenblick. „Nein.“ Offensichtlich habe ich die Stimme wiedergefunden. „Ich bin heute Abend das erste Mal hier.“ Antworte ich dann und meine Stimme ist gerade ausreichend laut, dass er mich versteht. „Und Sie?“ frage ich ihn dann, den Mann, der äußerlich betrachtet auch 1975 im Chicago Amphitheater schon der Musik hätte lauschen können …