The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)


The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Amber White » 10 Jun 2015, 12:08

The Backroom Live Music steht auf dem schwarzen Schild am Eingang. Also zumindest das was ich fälschlicher Weise zuerst für den Eingang halte. Eine kleine Gasse zwischen Oliver Peoples und Brunello Cuncinelli. Ersteres ein Geschäft für angesagte Sonnenbrillen und der andere ein Laden für gehobene und modische Kleidung. Die kleine Gasse zwischen den beiden Läden wird von einem stählernen Torbogen geschmückt auf dem Oak Place steht und an diesem Torbogen hängt eben jenes Schild. The Backroom Live Musik. Aber die Gasse ist dunkel und an ihrem Ende kann man nur die Silhouette eines Autos erkennen.

Der eigentliche Eingang ist zwischen dem La Colonial und einem Laden Namens Urban Outfitters. Gut, der schwarze Überbau mit der auffälligen weißen Aufschrift am Eingang und die entsprechende Schlange an Leuten davor hätte mich auch früher erkennen lassen können, dass dort der richtige Eingang ist. Und so stelle ich mich an. Wie sich das gehört. Und warte bis ich dran bin. Die Türsteher schenken mir nicht sonderlich viel Beachtung und winken mich durch. Schließlich gibt es an meiner Erscheinung auch nichts auszusetzen. Ein Eierschalenfarbendes Cocktailkleid, welches bis knapp unter meine Knie geht und meine Taille umschmeichelt. Dazu passende spitze Pumps, mit Stilettos-Absätzen die für extrem lange Beine Sorgen, im selben Farbton wie das Kleid. Über meine Schultern habe ich ein farblich abgestimmtes Seidentuch gelegt und meine Hände stecken in seidenen Handschuhe, vom selben Farbton, die bis hin zu den Ellenbogen reichen. Das blonde Haar ist zu einer ansehnlichen Hochsteckfrisur gesteckt und das Gesicht passend dazu geschminkt. Eine Perlenkette liegt um meinen Hals und Perlen finden sich als Ohrringe in meinen Ohren. Trotz allem nicht mehr als eine junge Frau, die sich zum Ausgehen hübsch gemacht hat, wie so viele andere in dieser Nacht auch. Und zu solch einer jungen Frau gehört natürlich auch ein entsprechendes Handtäschchen, welches nicht mehr Platz bietet, als für ein bisschen Geld, ein Mobiltelefon und vielleicht ein Puderdöschen sowie Lippenstift.

Und so folge ich dem langen Gang, der zu den Seiten von steinernem Gemäuer gesäumt ist und an dessen Ende eine Wendeltreppe hinab ins Herz des Clubs führt. Dezente, indirekte Beleuchtung, lederne Sitzreihen und schwarze runde Tische mit Kerzenlicht, stilvolle und thematisch passende Malereien an den Wänden und selbstverständlich eine lange, hölzerne und aufpolierte Theke. Ich bin früh da und die Anzahl der Gäste ist noch überschaubar und so suche ich mir einen Platz mit einem guten Blick auf die Bühne, die sich an der Stirnseite des Raumes befindet. Denn deswegen kommt man ja wohl hierher, wegen der Live-Musik. Ich setze mich, lehne mich zurück und schlage in einer fließenden Bewegung meine Beine elegant übereinander …
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Maldito Muerte » 10 Jun 2015, 12:56

Ein Leben war nur dann beliebig, wenn nichts darin geschah was ihm eine Ordnung verschafft, oder eine Form von Genuss die über der Ordnung stand.
Hier war er also wieder, der Club war einmal gut gewesen... er würde auch wieder, gut und interessant sein. Ein Lächeln auf den Lippen wandert der alte Mann wie all die Anderen an den Türstehern vorbei, trägt nichts beeindruckenes bei sich das es wert wäre einkassiert zu bekommen. Oder überprüft, generell. Er war hier wegen der Musik und Unterhaltung, ein persönliches kleines Maß von Freiheit und Spaß in der Nacht.
Lächelnd, mit der Ausstrahlung eines friedlichen, zufriedenen Monsters zieht er durch die Wege die notwendig sind... zum Tresen hin, das Auge über die lebenden und toten Gegenstände gleiten lassend. Sein Kopf macht die Überprüfung von selbst, was er schon kannte, was schon da war, was neu war... wobei ihn persönlich interessierte, wer vom Personal noch da war, den er bereits gesehn hatte.
Weinbrand würds wieder werden.
Eine Zigarre.
Streichhölzer.
Der gleiche Tisch wie letztes mal, als wäre es Absicht gewesen und nicht Fügung... nun diesmal war es in jedem Falle Absicht wo er saß. Mit ruhigen, sortierten Bewegungen fanden die Dinge ihren Platz neben sich. Ein Hut, der im Hause nicht getragen wurde. Ein Leinenmantel, es war warm genug hier. Die Handschuhe würde er anbehalten, das war schon ein wenig seltsam... aber das beige Leder fällt garnicht so sehr auf aus der Ferne, es hätte auch eine Marotte sein können die Verzeihbar war.
Und so hockte er nun dort, der alte Mann. Die Zigarre auf dem Glas, sich langsam vollziehend mit den aufsteigenden Dämpfen des Alkohols... an Aroma gewinnend. So wie ihr Besitzer, an Freude hinzugewann im Warten.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Amber White » 10 Jun 2015, 14:21

Der Raum füllt sich zur fortgeschrittenen Stunde immer mehr und entwickelt sich langsam zu einer Stehparty. Glücklich all jene, die bereits eine gewisse Zeit da sind und sich noch einen Sitzplatz aussuchen konnten. Ich bemerke durchaus den ein oder anderen Blick auf mir, welcher jedoch nicht meiner Person, sondern eher der Tatsache geschuldet ist, dass ich eben einen solchen Sitzplatz habe.

Da liegt allerdings auch das Problem wenn man alleine Unterwegs ist und so wie ich, auf der Suche nach einem Platz, nicht den Umweg an der Bar vorbei gemacht hat … man kann nach einer gewissen Zeit nicht mehr aufstehen um sich ein Getränk zu holen, ohne dass dadurch der Sitzplatz verloren geht.

Andererseits ist es vielleicht auch ganz gut, dass ich kein Getränk habe, denn ein weiteres Naturgesetz ist es, dass man im Laufe des Abends ziemlich sicher die Toilette aufsuchen muss, was ebenfalls mit dem Verlust des Sitzplatzes einhergeht. Also beschränke ich mich darauf, der wohl sortierten Bar einen langen, fast sehnsüchtigen Blick zu schenken, während die Angestellten Whisky, Weine, Longdrinks und Cocktails an die Gäste ausgeben.

Aber im Grunde bin ich auch nicht hier um etwas zu trinken, sondern um der Musik zu lauschen. Blues ist eine Musikform die sich in der afroamerikanischen Gesellschaft in den USA Ende des 19ten und Anfang des 20ten Jahrhunderts entwickelt hat. Ich halte mich selber nicht für sehr musikalisch, aber ich mag die Art der Texte. Diese sind in der Regel in der Ich-Form verfasst, was den Anschein erweckt, der Sänger oder die Sängerin erzählen von ihren eigenen Erlebnissen.

Und häufig handeln diese von Diskriminierung, Verrat, Verbrechen, Resignation, unerwiderter Liebe, Arbeitslosigkeit, Hunger, finanzieller Not, Heimweh, Einsamkeit, Untreue oder irgendeinem anderen Übel. Das klingt zuerst ziemlich melancholisch und bekümmert, aber tatsächlich ist die Mehrzahl aller Bluesstücke jedoch eher beschwingt und tanzbar. Denn sie greifen in den Texten ebenso häufig negative wie positive Stimmungen auf. Frei nach dem Motto wo Schatten ist, ist auch Licht. Was mich wieder zurück bringt zu meiner Alleine sein, Sitzplatz, Getränke, Toiletten Geschichte. Ich lächle leicht und mein Blick schweift ein weiteres Mal einfach ziellos über die anwesenden Gäste. Es macht nicht den Anschein als würde ich auf etwas warten … außer vielleicht auf die Live-Band ...
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Maldito Muerte » 11 Jun 2015, 01:55

Träge wandert sein Blick durch den Raum und nimmt die Einzelnen so wie sie sind, wahr. Die Lippen zu stummer Vorfreude verzogen hebt er irgendwann die Zigarre ab und beginnt ein kleines Ritual mit den Streichhölzern und einer kleinen Flamme derenthalben.
Der höchste Genuss, Momente wie diese geschenkt zu wissen und einfach zu sein. Dazu kam das vieles von dem, was Mensch diesertage als Musik betrachtete einfach nur... aus der Konserve geschüttelt war. Den Instrumenten fehlte es an Kraft etwas von ihrem Besitzer zu übertragen, das nicht Fingerspasmus war... das sah hier einfach deutlich anders aus.

Die Künstler brachten ihre Musik an ihr Publikum im Schweiße ihres Angesichts, sozusagen. Die Ästhetik darin ließ sich einfach nicht verhehlen und so würde der alte Mann an seinem Tisch ungestört die Show beobachten und seine umgebende Atemluft mit Tabakrauch verzieren.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Amber White » 11 Jun 2015, 10:23

Irgendwann, so zwischen den Wechsel von einer Band zur nächsten, stehe ich dann doch auf. Und ich habe noch keinen ganzen Schritt getan, als sie sich hinter mir, wie die Motten auf das Licht, auf meinen Platz stürzen. Eine junge Frau ist die Siegerin und mit wirklich erleichterten Gesichtsausdruck gibt sie kund „Gott sei Dank, ich hätte keine Sekunde mehr länger in diesen Schuhen stehen können.“ Ja, man kann Gott schon dafür danken, dass er den menschlichen Harndrang erfunden hat. Und in der Tat sehen ihre Füße etwas geschwollen aus. Ich lächle leicht, als ich mir meinen Weg bahne. Nun ehrlich gesagt fühle ich mich eher wie ein kleines Schiffchen, welches von den Wellen dahin getragen wird, wo sie wollen und nicht das Schiffchen will. Denn die sich bewegenden Körper scheinen für mich schon ein arges Hindernis darzustellen. Mit winzigen Schritten, sehr darauf bedacht, niemanden auf die Füße zu treten und immer wieder Entschuldigungen, wie ein kleines Mantra, murmelnd bahne ich mir dann doch schlussendlich meinen Weg durch die tanzenden Leute.

Die Bar ist mein Hafen, zumindest erst mal und nach 5 Minuten schweigend in der zweiten Reihe verharren, bekomme ich dann doch die Gelegenheit mich direkt in eine Lücke in der ersten Reihe zu quetschen. Nur um dort dann weitere 5 Minuten von den Angestellten hinter der Bar übersehen zu werden. Das räumt mir aber genügend Zeit ein, leicht auf meiner Unterlippe kauend, mir die Etiketten der Flaschen anzuschauen. Erst als die nette Dame hinter der Bar mir tatsächlich ihre Aufmerksamkeit schenkt und mich zum zweiten Mal anspricht „Hallo Miss?!“ Schrecke ich leicht aus meinen Gedanken. „Was darf es für sie sein?“ fragt sie mich. „Äh…ich …“ ich war scheinbar so in Gedanken, dass ich mir noch gar nichts ausgesucht habe … also was macht man in solch einer Situation, man reagiert spontan … „Bitte ein Glas Wasser und eine Schachtel Zigaretten…“ Sage ich mit einem leicht schüchternen Lächeln … ja, ein Glas Wasser … verdammt spontan. Das findet auch der Typ neben mir, so breit wie der mich angrinst. An seinem glasigen Blick erkenne ich, dass er schon ein oder zwei Drinks zu viel hat und gerade als er in seinem benebelten Hirn den Gedanken gefasst hat mich anzusprechen … bezahle ich mit einem freundlichen „Danke.“ Nehme mein Glas Wasser und die Zigaretten und mach mich auf den Weg zur Toilette.

Der Weg zur den Toiletten ähnelt meinem Weg zur Bar. Nur jetzt unter verschärften Bedingungen. Denn neben dem darauf achten, niemandem auf die Füße zu treten und ständig Entschuldigen zu murmeln, muss ich jetzt auch noch darauf achten niemanden mein Wasser über die Kleidung zu schütten. Und das ist gar nicht so einfach, denn in der rechten Hand halte ich das Wasserglas und habe die Zigarettenschachtel zwischen Glas und meinem Zeige- sowie Mittelfinger eingeklemmt. Während die linke Hand mein Handtäschchen hält. Aber ich stelle mich erstaunlich geschickt an und so komme ich, das Schiffchen, unbeschadet bei der Toilette an. Auf der ich nach kurzem warten verschwinde und erst gute 6 Minuten später wieder herauskomme. Mein Make-Up wirkt etwas frischer und die Lippen sind neu nachgezogen. Das Glas Wasser ist leer und mein Lippenstift hat seine Spuren am Rand des Glases hinterlassen. Ich reiche es einem der Kellner und zusätzlich noch diese lästige Folie der Zigarettenschachtel.

Ich ziehe eine der Zigaretten aus der Schachtel und klemme mir den Filter zwischen meine Lippen. Nach einer kurzen Suche in meiner Handtasche muss ich feststellen, dass ich gar kein Feuerzeug bei mir habe und so frage ich den erst Besten neben mir, ob er wohl Feuer hätte. Nein? Nichtraucher. Okay, weiter zum nächsten. Auch kein Feuer. Und so führt mich mein Weg zu dem älteren Herrn mit seiner Zigarre. Ich trete an ihn heran, wohl etwas dichter als für gewöhnlich, aber aufgrund der Fülle des Ladens ist ein größerer Abstand nicht möglich, was mir auch etwas unangenehm scheint. Erst wenn er mich ansieht, erscheint ein zaghaftes Lächeln auf meinen Lippen
. „Entschuldigen Sie bitte.“ Meine Stimme ist nicht laut, sondern reicht gerade so um ihn zu erreichen. „Hätten Sie wohl Feuer für mich?“ Während meine linke Hand die Handtasche samt Zigarettenschachtel hält, ist in der rechten Hand, zwischen Zeige- und Mittelfinger die noch tote Zigarette platziert.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Maldito Muerte » 11 Jun 2015, 12:05

Er sah sie gehen, beobachtete den Verlust ihres Platzes. Sacht tickern die Finger über den Tisch während sich die Lippen zu einem Schmunzeln verziehen. Frauen und ihr Geplauder. Natürlich brachten sie diese Schuhe um... und natürlich würde diese hier nichts weiter bekommen als Mitleid für genau das. Gejammer. Während der Blick sich wieder auf die Bühne richtet zieht eine alte Erinnerung hinter den Augen vorbei und lässt ihn weiter lächeln. Wenn man sie nicht derenthalben lieben wollte, musste man sich etwas anderes aussuchen, da hatte sie wohl recht...
Zeit verging in der nichts besonderes für Maldito geschah, aus der Sicht von außen.

Je näher sie dem alten Mann kommen würde, desto klarer war es das sie nicht unbemerkt war. Er hatte sowas wie einen Radius um sich herum in dem man ihn spüren konnte, seine Anwesenheit hier war wie Wärmestrahlung auf der Haut im Sonnenstudio. Die Sonne fehlte, aber es war trotzdem... da. Mit den ersten Schritten die sie näher bringen richtet sich das agile Auge auf sie undd taxiert sie kurz.
Sie wurde gewogen.
Mit einem wohlwollenden Lächeln und nicken greift er dann vor sich und nimmt die Schachtel Streichhölzer auf. Die behandschuhte Hand legt sie wieder demonstrativ auf dem Platz schräg neben ihm ab, nickt ihr erneut aufmunternd zu. Die Schachtel war nun sowohl in ihrer direkten Reichweite, als auch strategisch irgnendwie in Form einer Einladung abgelegt.


"Sie dürfen sich auch gerne setzen, ich habe nichts gegen Raucher."

Die Stimme rollt ruhig und irgendwie leise an sie heran, weigert sich aber unterzugehen. Der alte Mann scheint gewohnt nicht überhört zu werden und sieht anscheinend persönlich garnicht ein, seine Stimme dem Chaos anzupassen. Das hatte sie schon getan, vor Ewigkeiten. Fast ein wenig Keck zwinkert er ihr zu und dippt seine Zigarre wieder im Weinbrand, nimmt einen Zug und bleib gemütlich. Die Geruchsmischung hier war schon spannend - da roch der Mann nach Zigarre, der Laden nach irgendwas, aber irgendwas anderes nach Räucherstäbchen oder sowas. So ein komischer, trocken würziger Geruch.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Amber White » 11 Jun 2015, 14:00

Der Geruch, sollte ich ihn überhaupt wahrgenommen haben, löst keinerlei Reaktion in mir aus. Wahrscheinlich wird er von den ganzen anderen Gerüchen inklusive der Zigarre überdeckt. Von mir selber geht ein leichter Duft von Wildrosen aus, ein sehr dezenter Damenduft. Die Band auf der Bühne beginnt gerade einen neuen Song anzuspielen. Der farbige Sänger, ein Mann so Mitte 30, mit einer wundervoll rauchigen Stimme…

It could be a spoonful of diamond,
It could be a spoonful of gold,
Just a little spoon of your precious love,
Satisfy my soul.


Und da stehe ich nun, die junge Frau vor dem alten Mann und scheine abzuwägen. Auf meinen alten Platz kann ich nicht mehr. Die Frau, die da jetzt sitzt, hat sogar schon ihre Schuhe ausgezogen und massiert ihre Füße mit beiden Händen. Ihre beiden Freundinnen stehen um sie herum. Sie unterhalten sich, natürlich über die Schuhe, die ja so hübsch sind, aber leider nur noch eine Nummer zu klein zu haben waren. Sie wurden trotzdem gekauft… eben, weil sie so hübsch sind. Ich lächle leicht und entscheide mich dann die Einladung des älteren Mannes anzunehmen. Rein praktische Gründe wie ich finde. Es ist ziemlich umständlich ein Zündholz zu entzünden, wenn man nur eine Hand wirklich frei hat.
„Danke, das ist sehr Freundlich von Ihnen.“ Sage ich dann und setzte mich dem älteren Herrn gegenüber.

Men lies about little,
Some of them cries about little,
Some of them dies about littles,
Everything fight about a spoonful,
Dat spoon, dat spoon, dat ...

It could be a spoonful of coffee,
Could be a spoonful of tea,
But a little spoon of your precious love,
Good enough for me.


Sein Witz ist offenbar an mir vorbeigegangen, denn das Lächeln verändert sich nicht. Es wirkt noch immer sehr zurückhaltend, wie auch meine ganze Körpersprache. Ich lege das Handtäschchen und die Schachtel Zigaretten auf den Tisch, leicht links von mir, ab. Ziemlich genau so, dass sie nicht zwischen uns liegen. Als würden sie sonst die Sicht versperren. Dann greife ich mit meiner linken Hand, die ebenfalls in Handschuhen steckt, das kleine Schächtelchen mit den Hölzern und ziehe sie zu mir hinüber. Der Filter der Zigarette findet unterdessen in einer synchron verlaufenden Bewegung, seinen Platz zwischen meinen Lippen. Ich schiebe die Schachtel auf und hole ein Hölzchen heraus. Es klappt erstaunlich gut, trotz des Handschuhs, was wohl an meinen schlanken Fingern liegt. Ich werfe dem Mann einen verstohlenen Blick zu, während ich das Zündholz über die Reibefläche treibe und die kleinen Funken das Holz entzünden. Scheinbar nur um zu sehen, ob er mir bei dem Prozedere zuschaut. Sollte er es tun, wende ich ertappt den Blick zum brennenden kleinen Hölzchen hin, welches ich an die Spitze der Zigarette führe.

Men lies about that,
Some of them dies about that,
Some of them cries about that,
But everything fight about a spoonful.
That spoon, dat spoon, dat ...


Kurz nur taucht das kleine Feuer mein Gesicht in seinen eigenen Schein. Ich lasse das noch brennende Zündholz in den Aschenbecher fallen, das Feuer wird sterben sobald es auch den letzten Rest des Holzes gierig verschlungen hat. Aber das bekomme ich nicht mehr mit, denn ich inhaliere den kräftigen Tabakrauch tief in meine Lungen. Ich schließe dabei sogar meine Augen für einen kurzen Moment, in dem ich den Rauch einfach in mir behalte, bevor ich sie wieder öffne und der Rauch über meine Lippen gleitet.


It could be a spoonful of water,
Saved from the deserts sand,
But one spoon of them fortifies.
Save you from another man.

Men lies about that,
Some of them cries about that,
Some of them dies about that,
Everybody fightin' about a spoonful.


Ich schiebe mit meiner linken Hand die kleine Streichholzschachtel wieder ihrem Besitzer zu und lehne mich etwas entspannter zurück. Ein weiterer Zug an der Zigarette folgt, lässt die Spitze aufglühen und als der Filter wieder meine Lippen verlässt, hängt an ihm dieser Lippenstiftglanz, der auch schon an dem Wasserglas zu sehen war. In einer fließenden Bewegung schlage ich meine Beine elegant übereinander und scheine etwas entspannter zu wirken, denn mein einer Fuß wippt ganz leicht im Takt der Musik …

That spoon, dat spoon, dat ...



[Howlin' Wolf - Spoonful]
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Maldito Muerte » 11 Jun 2015, 15:44

Die jungen Frauen...
Er lässt ihr die Spielerei mit dem Streichholz und einzig, als die Flamme aufflackert wird das Auge in ihre Richtung ziehen und aufmerksam folgen, für Sekunden, bevor es sie wieder verlässt. Sie hatte einen eigenen kleinen Platz hier nun an seinem Tisch, einen eigenen Raum den sie ihr Eigen nennen konnte ohne das er sich darin ausbreitete. Ziemlich alles an ihrem Verhalten im Moment war ihm wohlgefällig und sie konnte dieses gerichtete Wohlwollen, das gut finden, spüren.
Sie war nicht nur geduldet... für den Moment hatte sie uneingeschränktes Bleiberecht erhalten.

In seiner Welt ging das Geschehen einfach weiter wie bisher, es war für Maldito anscheinend keine Besonderheit seinen Tisch mit Fremden zu teilen und... sie einfach machen zu lassen. Seine Körpersprache ist einfach zu lesen - er folgt wieder der Musik, wendet sich aber nicht weit genug von seinem Tischmitbesetzer ab das sie nicht jederzeit das Wort an ihn richten könnte. Irgendwo in den Tiefen seiner Gedanken speichert er sein Gegenüber als Färberin ein, was auch immer das für eine spezielle Kategorie war. Er bezog sich dabei auf kleine Auffälligkeiten und Spuren die sie hinterließ, achtsam hatte er diese auch nicht übersehen, lässt sie in seinem Kopf allerdings und legt sie nicht auf die Zunge. Wo kämen wir da hin, wenn jeder am Anderen rummäkelte wie es ihm passt? Sollte sie doch eine Färberin sein. Dererlei Leut gabs viele.

Leise zählt etwas in seinem Inneren die Sekunden mit, die sie ihre Augen geschlossen hält. Berechnet unabsichtlich ihr Potential, ihr Lungenvolumen, sosachen... Noch so ein Moment, wo er ihr Gesicht beobachtet. Zwei Sekunden lang. Sucht... oder Genuss... sacht kitzelte ihn etwas, das herauszufinden.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Amber White » 12 Jun 2015, 09:20

Der Farbige auf der Bühne bemühte seine Reibeisen Stimme ein weiteres Mal. Er klingt beim Sprechen genauso wie beim Singen. Eine Stimme, die einem unter die Haut geht und wohlige Schauer hervorruft. Er erzählt, dass sie den letzten Song in Gedenken an Howlin‘ Wolf gespielt haben, einer 1976 in Chicago verstorbenen Blues Legende. Seinen letzten Auftritt hatte er im November 1975 im Chicago Amphitheater, zusammen mit anderen Größen wie B.B. King, Albert King, O. V. Wright und Luther Allison. Auf dem sehr intensivem Konzert kroch er während des Stückes "Crawling King Snake" über die Bühne, am Ende erhielt er über 5 Minuten stehende Ovationen. Hinter der Bühne wartete ein mehrköpfiges Ärzteteam, um ihn nach dem Auftritt zu versorgen. Zwei Monate später starb er bei einer Herzoperation am 10. Januar 1976 in Chicago. Und um genau an diesen legendären Auftritt zu erinnern, spielen sie jetzt den Song von Howlin‘ Wolf „New Crawling King Snake“…

Well, I crawl into your window one mornin,
Crawl to your bed.
I crawl to make you take back,
The words you have said.

Because, I'm your crawlin king snake,
You know I'm here to rule my den.
Don't want nobody foolin with you, baby,
I wanna use you for my friend.

Well, why don't you feed me, baby,
Where I can get, I don't know.
If you don't feed me, baby,
I'm gonna crawl from your door.

Während er diese Geschichte erzählt hat, halte ich meine Augen geschlossen. Es gibt das Gefühl als würde er nur für mich reden und niemand sonst wäre da. Das Lächeln auf meinen Lippen gewinnt etwas mehr an Glanz, als die Band anfängt zu spielen und habe ich meine Augen wieder geöffnet. Ein weiteres Mal führe ich den Filter meiner Zigarette zu meinen Lippen und inhaliere den Tabakrauch tief in meinen Körper … 21 … 22 … 23 … nur um ihn wieder über meine Lippen, mit sachten Druck, hinausgleiten zu lassen. Ich wandere mit der Zigarette zum Aschenbecher, um ihre Spitze fast schon zärtlich, in einer rollenden Bewegung, an der Innenseite des Aschenbechers entlangzuführen, sie von der abgebrannten Asche zu befreien… Genuss? … nur um kurz danach mit den Zeigefinger auf die Zigarette zu tippen und die restliche Asche abzuklopfen … Sucht? … Es liegt an ihm das Bild zu interpretieren, Gewissheit hat man aber meist nur, wenn man den "Künstler" fragt, was er sich dabei gedacht hat ...

I'm your crawlin king snake,
You know I rule my den.
I don't want nobody foolin with you, woman,
I wanna use you for my friend.

Well, I crawl out the grass this mornin,
When the grass was high.
Expected to keep on crawlin,
Til the day I die.


Ich wende mich, nachdem ich die Zigarette ein weiteres Mal zu meinen Lippen geführt habe, wieder mit meiner vollen Aufmerksamkeit der Bühne zu. Reden möchte ich allem Anschein nach nicht, denn ich mache keinerlei Anstalten die Stille zwischen uns zu brechen. Es hat ja auch etwas für sich, einfach mal nichts zu sagen. Es gibt wenige Menschen, die sich auch anschweigen können, ohne dass es eine unangenehme Stille ist. Vielleicht liegt es aber auch einfach daran, dass ich a) Schüchtern bin und b) nicht weiß, was ich mit dem alten Mann reden soll. So sitze ich einfach nur da und wippe ganz sacht mit meinem Fuß zu Takt des Liedes … genieße anscheint nur die Musik, die Zigarette und die Stille in der Zweisamkeit …

I'm your crawlin king snake,
And you know I rule my den.
I don't want nobody foolin with you, woman,
I wanna use you for my friend.

Well, I crawl out the grass, baby,
And crawl up on your porch.
Ain't nothin I want, woman,
I'm just curled up at your door.

I'm your crawlin king snake,
You know I rule my den.
Don't want nobody foolin with you,
I wanna use you for my friend.
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Re: The Backroom - Blues and Jazz Club (offen)

Postby Maldito Muerte » 12 Jun 2015, 12:55

Der alte Mann lächelt, die Musik kennt er. Das waren noch Zeiten, würde er vermutlich in einem Gespräch mit anderen sagen, In Erinnerungen schwelgen wie jetzt auch. Die Mine verschließt sich eine Winzigkeit über die Dauer des Liedes, es ist die Unbeschwertheit die ihm in diesen Momenten abgeht wenn er sich Erinnert.
So viel Zeit...
So lange schon Namen, Titel, Pflichten, Kriege... die Augen bleiben auf die Band gerichtet, aber vieles von dem was sie tun ist für ihn nur ein Schemen auf einer Bühne.
Nach den anfänglichen Blicken die sein Gegenüber ab und an erhalten hatte, den kleinen Musterungen mit denen sich der alte ihre Person Stück um Stück einprägte, bekam sie ihre Aufmerksamkeit nun völlig unbemerkt durch einen trägen Gedanken, der sie ab und an mit einschloss. Er reagiert langsam oder garnicht auf Bewegungen in seinem näheren Umfeld, der Gemütlichkeit hier wurde nie ein Abbruch getan nur weil sich irgendwas hektisch bewegen musste. Perfekte Vorraussetzungen, in jeder Hinsicht.
Dann und wann bewegt sich die Mine, er scheint den Text zu kennen und erfreut sich daran, wie er vorgetragen wird. Kein Wort von ihm würde die Darbietung verunreinigen - aber Applaus gab es natürlich am Ende dessen. Mit einem Blick auf die Zigarre fällt auf, das sie währenddessen ausgegangen sein muss. Mit einem trägen Lächeln beginnt er das Ritual erneut - eine Spielerei die zum Genuss verschiedener Tabaksorten dazu gehört. Während sorgfältig die Finger operativ ein Schwefelholz aus der Schachtel befreien und mit geruhsamen Bewegungen neue Glut entfachten an der Zigarre, holt der Geist sein Gegenüber aus einer anderen Situation in den Vordergrund.
Sein Auge sieht an ihr vorbei, zum Tresen, dann durch den Raum... aber eigentlich verfolgt es den Glutpunkt von vor Minuten, der längst im Aschenbecher abgestriffen ward. Rauch zieht wieder von ihm auf, zur Decke... und final lastet der Blick nun auf ihr. Spürbar wie ein leichtes Prickeln auf der Haut, eine träge Last die an einen heranbrandet. Vielleicht sieht er auch darum die Leute eigentlich nicht länger an, starrt ihnen die Seele aus dem Leib bis sie sich unwohl winden und zucken... sie merken das.
Zu recht.
Sie hatte definitiv Zeit, das zu bemerken. Vielleicht sogar zu erkennen - alten Männern haftet häufig ein modus operandi an, indem nach einem langen, prüfenden Blick meist eine Anrede folgt. Hier sollte es auch kein Unterschied sein.

Es vergingen also noch weitere Sekunden, oder Atemzüge, bevor die ruhige Stimme Malditos über den Tisch wandert... und die Pause zwischen den Darbietungen effizient zu seinem Vorteile nutzt.

"Sind Sie häufiger hier?"
Und da war sie, die harmloseste Gesprächseröffnung neben wetter und straßenbelag. Ohne Hast wendet er den Blick auch wieder ab und lässt ihn wieder kreisen, aufzeigend das man sich hier nicht... bei einem Verhör befand. Dieserlei Frage antwortspiel war freiwillig.
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