Vages Vabanquespiel (Offen)


Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Othello » 28 May 2015, 21:18

Da gibt es diese Spieler, die jeder Casino-Besitzer fürchtet.
Sie sind völlig unscheinbar, abgesehen davon, dass sie gerne von der Bildfläche verschwinden, wenn sie den Jackpot geknackt haben, was unweigerlich passieren wird.
Der Typ mit dem Baumwollpullover, dem Kassengestell und dem 80er-Jahre-Regenschirm zieht der Bank die Hose aus.
Narrativer Imperativ.
Dagegen kann man nichts machen.
Genau wie der mittellose Student, dessen erster Lottoschein im Leben ihn zum 90-fachen Millionär macht.
Für Leute, die etwas von der Welt verstehen, ist das völlig logisch - wie ein Satz im Drehbuch Gottes. Wie soll man dagegen ankommen? Schluck's runter und versuch's erneut, so ist das Leben.
Einer kam mal in ein Casino und sah wirklich unscheinbar aus, so unscheinbar, dass man ihn fast nicht wahrgenommen hätte. In Wahrheit war er aber ein abgezockter Hund, ein langjähriger Casino-Gänger und Spielernatur. Er hat es nicht geschafft, das Schicksal zu verarschen, sondern hatte ein nettes kleines Gespräch mit Dimitrj, Sergej und Kutschov, nachdem man gestohlene Chips in seinen Taschen gefunden hat. Anfängerfehler.
Das Schicksal lässt sich nicht verarschen.

Nun saß Jack hier, in irgendeinem kleinen Casin in Central Chicago, die grüne Filzunterlage vor sich, ein eher schwaches Blatt auf der Hand. Pik 6 und Herz 10. Im Flop gab's eine Herz 8, einen Karo Bube und ein Kreuz As. Dreck. Turn und River würden ihm heute kein Glück bringen, das hatte er im Gefühl. Und der verfluchte Wichser ihm gegenüber ... machte ihm Angst! Er war... über-nervös. Ständig stierte er zur linken und zur rechten Seite, tippelte mit den Fingern auf dem Rand des Tisches - aber nur dort, wo sein Tippeln nicht als Check missinterpretiert werden konnte - und räusperte sich immer wieder. Aber seine Karten hatte er sich nur ein einziges Mal angesehen, und gelächelt. Seitdem liegen sie da unberührt vor ihm. Aber was soll er schon haben? Das zweite As? Nein.... er spielte schon eine ganze Weile, er wusste, wann er zur Schlachtbank geführt wurde. Der vermaledeite Araber hatte... vielleicht einen Buben, vielleicht die zweite 8. Wenn er überhaupt getroffen hatte, dann die 8. Er befeuchtete die Lippen und spielte ... Vabanque. Er schob einige Chipstapel in die Mitte und ließ den Blick langsam zum Mitspieler links schweifen, dem dritten im Bunde ...

Dem Bollwerk zwischen ihm und dem verrückten Araber...
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Adam Krieg » 30 May 2015, 12:50

Adam war in einen maßgeschneiderten schwarzen Anzug gehüllt, welcher die einzelnen Körperpartien zu unterstreichen wusste. Ein weißes Hemd, eine schwarze passende Weste welche die farbengleiche Krawatte in „Form“ hielt. Irgendein Designer Gürtel mit schlichtem Charakter und passende schwarze Lackschuhe rundeten das Bild des Mannes mit der Designerbrille mit den verdunkelten Gläsern ab, der das geschehen am Tisch mit einem Hauch von Interesse verfolgte. Ob jenes dem Spiel an sich galt oder dem nervösen Araber, wer wollte das schon wissen. In seiner rechten hielt er ein typisches Whiskey Glas locker in der Hand gehalten.

Als einer der Mitspieler scheinbar genug hatte und ein Platz frei wurde, zögerte der „deutsche“ nicht die Gelegenheit für sich zu nutzen und diesen zu besetzen.

In aller Ruhe und Selbstverständlichkeit stellte er sein Glas auf dem „Grün“ ab während sich ein amüsiertes Lächeln auf seinem Gesicht abzeichnete das sich vermutlich auch in den Fenstern seiner Seele abzeichnete. Den „bekannten“ Koffer stellte er rechts neben sich ab. Aber zumindest war der Hund nicht dabei?
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Othello » 01 Jun 2015, 17:24

Dem Mittelsmann war der Pot zu hoch, er schmiss und machte dem Dealer klar, dass er aus dem laufenden Spiel ausstieg. Auch Jack passte, nachdem der Araber erneut erhöht hatte und gab nach dem Flop auf. Der Pot wanderte zum Araber. Es ging noch zwei, drei Runden weiter, das Head's Up zwischen Jack und dem Araber blieb aber recht unspannend. Obwohl der Araber offensichtlich der nervösere von beiden war, spielte Jack erheblich schlechter.

Nachdem der Araber sich nach dem Spiel erhoben und einige der Chips eingetauscht hatte, kehrte er zur nächsten Runde zurück an den Tisch. Fünf Spieler saßen bereits da, unter anderem auch der Anzugträger, den er aus dem Park kannte. Ob er dieses Mal unbewaffnet war? Zumindest Schusswaffen wird man ihm hier am Eingang wohl abgenommen haben, wenn man sie denn entdeckte. Es war nur ein kurzer Blick, der den Mann mit dem Hund, oder besser gesagt den Mann mit dem Hund ohne den Hund streifte, und es lag nichts drin, außer milder Neugierde. Die Karten wurden verteilt und der Spieler links vom Araber machte den ersten Einsatz. Im Flop lagen Herz 9, Herz 10 und Herz Bube. Perfekte Möglichkeiten für eine Straße oder gar einen Straight Flush.
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Adam Krieg » 04 Jun 2015, 15:37

Adam hatte seine Waffe, so er deine dabei hatte, vermutlich abgegeben oder abgeben müssen. Irgendwelche verräterischen Ausbuchtungen unter dem Stoff fand man jedenfalls im Gegensatz zu dem Treffen im Park nicht mehr. Der „deutsche“ nickte dem Araber gelassen zu und schenkte ihm ein gewinnendes Lächeln, das sich auch in den Fenstern seiner Seele wiederfand. In einer beiläufigen Bewegung, welche jedoch eine gewisse „Routine“ in der Handhabung von Chips verraten wollte, brachte er den nötigen Einsatz. Seine zwei Karten hatte er nur einmal kurz betrachtet. Das Whiskey Glas stand ebenfalls in Reichweite und hin und wieder nahm er einen Schluck. Sein Blick wanderte über die Szenerie, über die einzelnen Mitspieler und manchmal auch über das hier und jetzt hinweg..

Warum auch immer, irgendwie wirkte er amüsiert, gerade zu gut gelaunt. Ein Umstand der vielleicht auf die beiden Karten die vor ihm lagen geschuldet war, möglicherweise waren es aber auch ganz andere Gründe?

Und so wartete er in aller Ruhe und Gelassenheit die nächsten Momente ab...
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Othello » 08 Jun 2015, 20:50

Erfahrene Pokerspieler wussten, dass hier die Luft brannte. Die Gefahr, auf einen Bluff hereinzufallen, war größer als sonst. Denn die Straße war nicht unwahrscheinlich. Als der "Deutsche" zum Araber herüber sah, erwiderte jener den Blick für einen Moment mit einem Lächeln, ehe er wieder ziellos umherzuhuschen begann. Seine Karten hatte auch er sich nur ein einziges Mal angeschaut. War ja auch wirklich nicht so schwer, sich für ein paar Minuten zwei Karten zu merken. Die anderen Mitspieler spielten offensiv, belauerten die Konkurrenten. Nur einer stieg aus, die anderen drei setzten oder erhöhten. Dann war Adam an der Reihe. Der Araber wäre der letzte, der Spielen würde.
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Adam Krieg » 10 Jun 2015, 08:10

Der „deutsche“ lehnte sich ein Stück zurück und wartete in aller Ruhe, in aller Geduld. Bis auf einen flüchtigen Blick schien er sich nicht all zu sehr mit seinen Mitspielern beschäftigen zu wollen. Vielleicht reichte ihm schon dieser eine Moment um jeden dieser einschätzen zu können? vielleicht hatte er aber auch einfach nur ein so gutes Blatt das ihn so sehr in Verzückung versetzte um sich überhaupt nicht mehr weiter mit dem Umfeld beschäftigen zu „müssen“. Vielleicht war er aber auch einfach nur ein miserabler Pokerspieler?

Als Adam wieder an der Reihe war schob er die Brille mit den verdunkelten Scheiben ein Stück nach vorne um über jene hinweg sehen zu können. In den eisblauen Augen mochte man einen amüsierten Ausdruck in den Augen erkennen können, der jedoch auch ein Hauch von Langeweile in sich trug.

Das amüsierte spiegelte sich auch in dem selbstsicheren Lächeln wieder das sich auf seinem Gesicht abzeichnete, ehe er in aller Ruhe begann einen Stapel Chips nach dem anderen in Position zu bringen, bis rein gar nichts mehr vor ihm lag.


„All in.“

Worte die nur das offensichtliche erklärten.
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Othello » 12 Jun 2015, 11:20

Es gab Pokerspieler, die waren so gut, dass sie einen aus den Nuts rausbluffen konnten. Und es gab andere, die waren so schlecht, dass sie alles falsch machten, was man nur falsch machen konnte. Sie gaben dauernd die falschen Signale, weil sie nicht wussten, was sie taten. Gute Pokerspieler hassten solche Anfänger, denn sie spielten nicht nach den Regeln und missachteten die ungeschriebenen Gesetze von Setzgrößen, Timings und Bluffs - weil sie sie einfach nicht kannten. Sie waren schwer zu lesen, teilweise gar unberechenbar. Interessanterweise sorgte dies nicht selten dazu, dass sie mit dicken Gewinnen den Tisch verließen. Man hielt sie für stark, wo sie schwach waren und man hütete sich, sie für schwach zu halten, wenn sie das signalisierten. Und so überließ man ihnen häufiger ein paar Blinds. In einem professionellen Umfeld mied man solche Spieler, doch in einem Casino konnte man sich nur schwerlich aussuchen, mit wem man spielte.

Ob Adam ein besonders guter oder ein besonders schlechter Spieler war, war die Frage, die fast allen Anwesenden nun durch den Kopf ging, als er Stapel um Stapel seiner Chips in die Tischmitte schob. Obwohl an den Gesichtern der Profis nichts abzulesen war, richteten ihre Blicke sich auf den Araber, wobei sie ihn mit einer klinischen Neugier beobachteten. Eine stumme Aufforderung, dem Anfänger Adam die Leviten zu lesen und ihn auszunehmen? Ein letztes hämisches Lächeln, weil der Araber sicher mit ging und seine ganzen Kohlen verlor?

Othello zögerte zwei, drei Sekunden, eher er mit der Faust zwei Mal auf den Tisch klopfte. Der Dealer nickte, beugte sich vor, zählte mit raschen, gekonnten Bewegungen einige Stapel ab und zog diesen ein Stück vor, in Richtung der Tischmitte. Ein wenig blieb noch vor ihm stehen, denn er hatte einen Teil seines Gewinns in diese Runde mitgenommen. Es wäre immer noch ein katastrophaler Fehlschlag, würde er verlieren, aber er wäre immerhin nicht blank. Während der Dealer zugange war, konzentrierte der Araber sich ganz auf diesen. Den "Deutschen" würdigte er keines Blickes. Kein einziges Anzeichen von Nervosität oder gar Anspannung lag in seinem Gesicht. Als die Chips in der Mitte lagen, und die anderen Mitspieler gepasst hatten, heftete Othellos Blick sich auf die Hand des Dealers, die jetzt die vierte Karte, den Turn, aufdecken würde. Und zwar ...
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Adam Krieg » 13 Jun 2015, 07:37

Wer liebte sie nicht, jene welche, die ohne Konzept und ohne Plan spielten, den Sinn, den Geist, den Charakter des Spiels nicht zu würdigen wissen. Wer hasste jene nicht, die schon bevor die erste Karte umgedreht war, begannen den Einsatz in die Höhe zu treiben um ein paar Blinds einzustrechen... Wer wollte jenen, welchen, die völlig ohne Grund ihre Chips opferten und das gesamte Gefüge des Spiels in einem einzigen Moment zerstörten, umverteilten nicht gerne einfach mal liebevoll die Hände um den Hals legen und so lange zu drücken bis ihre Körper nicht mehr fähig waren, die unsinnigen, völlig befremdlichen Handlungen die ein fehlgeleiteter Geist ausgegeben hatte, zum erliegen zu bringen....

Adam quittierte das mit gehen des Arabers mit einem amüsierten Lächeln auf dem Gesicht. Es schien ihn nicht sonderlich zu überraschen, ganz im Gegenteil, fast mochte man meinen dass es in diesem Spiel mehr um diesen, als um die paar Chips die da auf dem Tisch lagen...

...aber vielleicht täuschte der Eindruck auch...

Es mochte vielleicht schon ein wenig amüsant erscheinen, dass die nächste Karte welche dort zum Vorschein kam, ein Kreuz…König war.

Aufgrund der verdunkelten Gläser war es schwer zu deuten wohin der „deutsche“ in jenem Moment sah, als die Karte umgedreht wurde…

…doch das Bild welches er bislang von sich zeichnete, es wollte sich nach wie vor nicht verändern…
Last edited by Adam Krieg on 21 Jun 2015, 10:14, edited 1 time in total.
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Othello » 18 Jun 2015, 10:07

Keine gute Karte. Jedenfalls für all diejenigen, die ohnehin schon gepasst hatten und sich nun mit einer Mischung aus Erleichterung und Schadenfreude zurücklehnten, während sie den Araber und den Anzugträger dabei beobachteten, wer nun wen zur Schnecke machte. Herz 9, Herz 10, Herz Bube, Kreuz König. Eine einzige Dame machte eine Straße, Herz Dame und Herz König einen Straight Flush. Aber die Wahrscheinlichkeit war extrem gering. Othello musste sich seine Karten kein weiteres Mal ansehen. Er wusste, was er hatte und er kannte seine Chancen. Pure Mathematik. Er war sich sicher: Auch der "Deutsche" kannte seine Chancen. Die letzte Karte wurde umgedreht, der River. Herz As.

Es vergingen nur wenige Sekunden, bis die Stimme des Dealers die Stille durchschnitt. "Showdown bitte", womit er mit der üblichen, allseits bekannten Geste die beiden Mitspieler wortlos darum bat, ihre Karten offen zu legen. Othello heftete seinen Blick auf den "Deutschen" und drehte seine um. Der Dealer nahm sie entgegen und schob sie ordentlich über die ausliegenden: Kreuz As und Pik As.

Dann sah er abwartend zum Anzugträger.
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Re: Vages Vabanquespiel (Offen)

Postby Adam Krieg » 24 Jun 2015, 08:11

Der „deutsche“ betrachtete die aufgedeckten Karten durch die dunkeln Gläser während sich auf dem Gesicht ein tonloses Lächeln abzeichnete, ehe er die Runde an sich für einen Moment ins Zentrum seiner Aufmerksamkeit rückte, nur um dann wieder den Araber erneut zu betrachten.

„Kull hulla fiha illa“

Die Worte waren fließend ohne jede Mühe gesprochen. Das Lächeln intensivierte sich für einen Moment ehe er die Brille ein Stück nach vorne schob um den Mann gegenüber direkter aus den eigenen stahlblauen Augen betrachten zu können.

Ein Hauch des Wissens, ein Hauch von Entdeckung zeichnete sich in diesen für den einen oder anderen Lidschlag ab.
…dann wandte er die beiden Karten aller Ruhe einer nach der anderen um…

….Pick 4…..Kreuz 3

Eindeutig, ein Anfänger…..


..der „deutsche“ hielt den Blick während die Chips in die Richtung des Gewinners geschoben wurden, ehe die Brille wieder in ihre Ausgangsposition schob.
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