by Viktoria de Aragón » 24 Jul 2015, 00:55
Das raubtierhafte, geradezu anzügliche Lächeln fand zurück auf die schmalen roten Lippen der Latina. Doch etwas hatte sich darin verändert, seit es das letzte mal Einzug auf ihren Zügen hielt. Es wirkte nun nicht mehr neugierig. Nicht mehr verspielt. Die Mundwinkel begannen zu zittern... oder... zu beben? Die bislang fast unlebsam wirkende Iris der braunen Augen zog sich bedrohlich zusammen zu einem Punkt der genau ein einziges Ziel im Fokus hatte: Amalia.
"Sie werden derartige Begriffe nie wieder in der Anwesenheit Unwissender gebrauchen. Nicht in meiner Gegenwart. Nicht solange Sie sich auf in meinem Domizil bewegen."
Ihre filigranen Finger der Grazie begannen sich fester um das Weinglas zu legen, das sie soeben noch nur mit ihren Fingerkuppen umschmeichelt hatte. Von Entspannung fehlte nun jede Spur und Amalia würde den kühlen Zorn geradezu spüren können, der gerade in der dunkelhaarigen Schönheit gegenüber von ihr herauf brodelte. Ein Zorn, der nie dafür gedacht war, die Oberfläche des Scheins zu erreichen. "Camarilla". Menschen. Menschen in Hörweite. Hatte sie sich so sehr ihren Gedanken hingegeben, dass sie das völlig vergaß?
"Ihre Fahrlässigkeit im Umgang mit dem Kodex und Sprachgebrauch unserer Art zeugt nicht nur von Unvermögen sondern auch von der Unwürdigkeit, mit der Sie jener Person begegnen würden, die Ihre Worte so hoch anpreisen."
Auch in ihrer Stimme lag nun jene bedrohliche Kühle, die ihre gesamte Körpersprache schon Sekunden zuvor auszustrahlen begann. Ihre Augenlieder schlossen sich langsam und der Brustkorb hob sich langsam an. Ein Einziehen von Luft, das Gefühl des Atmens, so unnötig und doch so abkömmlich seit so vielen Jahren. Eine Reaktion zur eigenen Besänftigung, die mehr an sterbliche Tage erinnerte. Ihre Augen öffneten sich erneut. Die Glut des Zorns war erloschen. Nüchternheit kehre zurück in ihre Stimmlage, ebenso wie in ihren Gesichtsausdruck.
"Ich erwarte Sie in drei Nächten erneut in diesen Räumlichkeiten, Amalia Winter. Sie werden sich an der Tür namentlich ankündigen. Ich hingegen werde sie hier bereits erwarten. Und ich empfehle Ihnen nebst einer angemessenen Entschuldigung für Ihr Verhalten auch jene grundlegenden gesellschaftlichen Fähigkeiten mitzubringen, die ich von einer privilegierten... Persönlichkeit... wie der Ihnen erwarten darf.
Allein davon werde ich abhängig machen, wie viel ich Ihnen über jenen Namen, nach dem Sie so sehr trachten, bereit bin zu berichten."
Abschließen folgte ein zaghaftes, freundliches Lächeln. Völlig konträr zu der eisigen Königin, die sie gerade eben noch vermittelte.
"Guten Abend."
Glorreiche letzte Worte. Sie würde Amalia noch die Gelegenheit geben, eine Erwiderung zu formulieren, dann jedoch ohne längere Diskussion die Theke verlassen und sich in Richtung der privaten Räumlichkeiten des Clubs zu begeben.