Late at Night... [offen]


Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 28 May 2015, 23:53

Die Frage war wohl, wie man 'Sieg' definierte. Wäre es ein Sieg, wenn er jetzt einfach hineinging und der Verlockung nicht nachgab, die da vor ihm in Reichweite stand? Wäre es ein Sieg, wenn er sich holte, was er wollte? Alles war relativ und letzten Endes eine Frage des Blickwinkels. Man könnte auch sagen, er sei ein Vollidiot, sich diese Chance entgehen zu lassen, nur weil sie Krallen zeigte und er sich an die Illusion männlicher Dominanz klammerte. Man könnte auch sagen, es sei reichlich erbärmlich, einfach so seinen Bedürfnissen nachzugeben, statt ihr zu zeigen, dass er es wirklich nicht nötig hatte, wenn sie sich doch zierte. Nun ja, ihre Vorzüge präsentierte. Kam wohl darauf an, wenn man fragte. Oder darauf, ob man glaubte, dass hier überhaupt Sieg oder Niederlage nötig waren. Ob man mit oder gegeneinander spielte. Ob Spaß an der Sache nicht einfach genug war, gerade wenn man sich eigentlich gar nicht kannte. Alles eine Frage der Definition.

Er hätte sie darauf hinweisen können, dass sie sich ja ebenso gut holen könnte, was sie wollte, sie starrte ja gerade darauf. Warum sollte er kommen? Es gab ihn nicht als Geschenk, so wie eine Mütze. Sie könnten ein Patt daraus machen. Aber so lief das Spiel nicht. Nicht, wenn Bewegung drin bleiben sollte.

Sein Blick ruhte auf ihr. Auf jeder ihrer Bewegungen. Dieser Blick und das schiefe Grinsen zeigten, dass ihm sehr wohl bewusst war, was sie da tat. Welche Mechanismen sie sich zunutze machte. Dass er das mehr als nur zu schätzen wusste. Und sie zeigten, dass er sich entschloss, mitzuspielen. Dass es jetzt an der Zeit war, das zu tun, was von ihm erwartet wurde, dass es nun wirklich an der Zeit war, aktiv zu werden. Nicht nur bellen, auch beißen. Und schließlich hatten sie es ja gemeinsam herausfinden wollen, hmm?

Vielleicht konnte sie das in seinen Augen lesen, während er dort stand und die Show genoss, jede Kontur, jede Rundung angemessen bewunderte. Gottes Werk ja, das war sie, aber holla, des Teufels Beitrag war auch nicht ohne. Jetzt wieder aufrecht stand er immer noch da, das Cap immer noch verkehrt herum getragen, eine Hand locker am geöffneten Türblatt.

Sie bewegte sich mehr als er. Ihre Mimik war lebhafter, ihre Bewegungen, sie tänzelte um ihn herum, buchstäblich wie sprichwörtlich. Zeigte ihre ganze Energie nach außen. Aber jetzt war es eine bewusste Entscheidung, loszulassen. Aktiv zu werden, so wie sie es wollte. Verdiente? Sie verstanden beide, was hier ablief.

Mit ein paar Schritten war er bei ihr, überbrückte die Entfernung zwischen ihnen mit ein paar schnellen Bewegungen, beinahe lautlos dank der weichen Sneaker, die er trug. keine Boots, deren tritt man auf den Asphalt hörte. Die den Träger ankündigten. Plötzlich, ohne noch großartig Worte zu verlieren. Geredet hatten sie schon genug. Stand er vor ihr und grinste, sah ihr direkt in die Augen, kaum Abstand zwischen ihnen beiden. Vielleicht gerade noch für ein Stück Papier. Oder auch nicht.


"Honey..." wechselte er die Anrede so wie sie. Komplimente gab man schließlich zurück. Honey, Honig, süß und golden wie die Pfirsiche, die er an ihr roch. Kein Zweifel, warum er sie so nannte, so wenig wie bei ihr. "...sagtest du nicht gerade eben noch, man solle vorsichtig sein, mit dem, was man sich wünscht?"

Er zog sie auf und ließ doch nicht in Unklaren, dass sie nun mit den Konsequenzen leben musste. Mit diesem Tonfall, der irgendwo zwischen einer ganzen Menge Spaß und Herausforderung schwankte. Nein, beides verband. Diese Wünsche mussten schließlich nicht ausgesprochen werden. Man konnte sie auch anders kundtun. Provokation war zum Beispiel ein probates Mittel, um verstanden zu werden. Quod erat demonstrandum.

Dann holte er sie ohne weitere Warnung von den Füßen. Ging nur ein kleines Stück in die Knie und legte sie sich über die Schulter. Dass sie sich dabei mit den Händen in den Taschen nicht wirklich gut wehren konnte und er sie dabei hervorragend an dem vorher so appetitlich präsentierten Körperteil festhalten konnte waren nur zwei von diversen Vorteilen. Er sollte sich holen, was er wollte? Bitte! Dass er sie mühelos tragen konnte hatte er ja vorher schon bewiesen. Und jetzt würde wer wohl nicht mehr so ohne weiteres verzichten. Vielleicht doch kein ganz so guter Junge?

Er trug sie die paar Schritte ins Gebäude hinein, in einem von einem gedimmten Nachtlicht erhellten Flur und achtete bei aller Energie, die er plötzlich an den Tag legte, sehr wohl darauf, dass sie sich nirgends weh tat. Zwei weitere Türen führten vermutlich in den vorderen Gebäudeteil, während dieser Raum sich über einen Gutteil de Länge des hinteren erstreckte. Die Tür nach draußen beförderte er blind mit einem Fußtritt ins Schloss. Viel war ansonsten hier nicht zu sehen, eine Garderobe an der Wand, ein paar Laufschuhe auf dem Boden darunter. Eine Treppe führte nach oben in den ersten Stock und eben diese trug er sie jetzt hinauf, immer noch ohne ein Wort. Aber sein grinsen war förmlich zu spüren, auch wenn sie es nicht sehen konnte.

Hmm ja. Das hatte sie nun davon. Und nach oben ging es doch Richtung Himmel. Oder?
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 29 May 2015, 11:55

Wie lange man auf etwas wartete hing wohl davon ab, wie sehr man dieses Etwas wollte. Wie sehr bestimmte es die eigenen Gedanken, die den Körper davon abhielten das Warten aufzugeben? Vielleicht lange genug, um jede Sekunde des Wartens zu rechtfertigen, vielleicht aber auch nicht. Sie machte jedenfalls keinerlei Anstalten sich zu rühren, als würde ihr alle Zeit der Welt bleiben. Und das vielleicht, weil sie nach wie vor von Joshua über die Maßen angetan war, vielleicht aber auch einfach aus einer Laune heraus. Weil es an diesem Abend nichts Besseres zu tun gab? Weil noch genügend Zeit bliebe, um ihre Pläne zu ändern? Vollkommen gleichgültig. Alles, was zählte, war das ihr Körper genau dort blieb, wo seine Augen ihn sehen konnten. Nah genug, um Begehrlichkeiten zu wecken. Nicht nah genug, um diese ohne die entsprechenden Bemühungen seinerseits in die Tat umzusetzen. Kein leichtes Mädchen, huh? Die Illusion männlicher Dominanz schien ihr jedenfalls gegen den Strich zu gehen, wenn man das Lächeln nur richtig zu deuten wusste. Ein Mann war offensichtlich erst dann ein Mann, wenn er nicht wie ein kleiner Junge darauf wartete, dass ihm alles – oder eine Frau – einfach so in den Schoß fiel.

Die Situation indessen amüsierte sie noch immer prächtig, so wie ihre Äuglein ihn weiterhin anfunkelten. Natürlich wusste sie, dass sie stur wie ein alter Maulesel sein konnte. Und natürlich ließ sie die Gelegenheit, ihn das ebenfalls herausfinden zu lassen, nicht einfach verstreichen, wo er doch ganz offensichtlich mindestens genauso stur sein konnte. Nein, dazu machten diese Spielchen ihr allem Anschein nach noch zu viel Spaß. Sicherlich hieß es, Hunde, die bellen, beißen nicht. Doch wie oft schon hatte man zuhause einen 70 Pfund schweren Coonhound seine Zähne im Arsch eines Touristen versenken sehen, nur weil dieser die Warnung nicht verstanden hatte? Augenscheinlich zu oft. Sie würde wohl kaum bei Joshua’s Anblick an solche Weisheiten glauben wollen, zumal sein Körper sicherlich weitaus mehr anstellen konnte, als ein Mädchen vom Lande um den Verstand zu bringen. Und dazu brauchte es ohnehin … Mehr.

Während er die Show genoss, begann die Spitze ihres Boots leise auf den Asphalt zu tippen. Nicht direkt ungeduldig, sondern vielmehr in der gewohnten Art nicht stillstehen zu können. Von ihr selbst unbemerkt, wie auch der sanfte Biss auf die eigene Unterlippe. Bei der Intensität ihres Blicks war es leicht sich vorzustellen, wie ihr all diese charmanten Details entgingen. All das, was die heutige Candace ausmachte. Das, was sie natürlich anstellte von künstlich wirken ließ. Irgendwie ehrlich. Im Vergleich zu ihm musste sie somit wohl nahezu zappelig wirken. Unter Umständen sogar, weil ihr Unterbewusstsein sie angesichts des Ruhepols ihr gegenüber dazu trieb. Sie war nicht, wie er. Und er war nicht, wie sie. Ihr Grinsen wurde breit bei dem Gedanken, als wollte sie daran glauben, dass Gegensätze sich am Ende doch anzogen?

Und dann, dann hatte das Warten plötzlich ein Ende. Er war bei ihr. Das leise Tippen des Boots verstummte. Ihre Schultern spannten sich und die Hände vergruben sich noch tiefer in den Taschen ihrer zerschlissenen Jeans, sodass sie sich auf Augenhöhe begegneten. Eine unweigerliche Reaktion, so wie das Großwerden ihrer Augen vor Überraschung und Zucken ihrer Mundwinkel bei ihrem neuen Titel. Automatismen, die er in Gang setzte.
Oh, nein. Ich sagte einzig, dass man nur dann vorsichtig sein muss, wenn man nicht an das Wahrwerden seiner Wünsche glaubt, Sugar plum.Gehauchte Worte, die sie dieses Mal nicht überdenken musste. Sie kamen ihr so selbstverständlich über die Lippen, wie der schwere Südstaatenakzent ohne Ausnahme jede einzelne Silbe zu liebkosen wusste.

Keine Frage, bei seinem Tonfall konnte das nicht alles gewesen sein. Anstatt auf gespieltes Unbehagen zurückzugreifen, entschied sie sich allerdings dazu ihre Stirn ein weiteres Mal nahezu an die seine zu legen, sodass ihre Nasenspitzen sich beinahe berühren mussten. Frech, wie eh und je. Solange, bis sie von den Füßen geholt und über seine Schulter geworfen wurde. Nicht zum ersten Mal in ihrem Leben, wobei sicherlich auch nicht so häufig, wie sie als Kind über das Knie gelegt worden sein musste? Durchaus vorstellbar.
Hey, hey, hey!Der wenig überzeugende Protest, der in einem anschließenden Lachen seinen Höhepunkt fand, kam trotzdem zu spät.

Mit den Füßen strampelnd, versuchte sie ihre Hände aus den Gesäßtaschen ihrer Jeans zu zerren, was ihr nach einigen Schritten auch tatsächlich gelang. Wozu? Nun, die Hände wanderten direkt unter ihr Kinn, sodass er ihre Ellenbogen beizeiten im Rücken spüren konnte und recht schnell klar wurde, was sie da so ganz gemütlich betrachtete und weshalb sie sich nicht weiter beschwerte oder zappelte. Sie hatte immerhin einen verdammt guten Ausblick auf seinen Hintern von seinen Schultern aus.

Und so ließ ihr sehniger Körper sich ganz bequem tragen, während ihre Augen mit Seitenblicken die Veränderungen der Umgebung aufnahmen.
Hübsch hast du es hier.“ Mehr sagte sie nicht, wobei ohnehin ein weiteres Mal nicht klar war, auf was ihre Worte sich wirklich bezogen. Vieldeutigkeit und Anspielungen, für die man sie am Ende wohl kaum verantworten konnte, schienen eindeutig ihr Ding. Dass er nicht sprach, schien sie nicht zu stören. Insbesondere dann nicht, als es die Treppe hinaufging und ihr Blick wieder gen Süden abdriftete …

Ja, das hatte sie nun davon. Eine angenehme Reise, einen tollen Ausblick und eine Begegnung mit dem weniger netten Zwilling des braven Jungen. Soweit, so gut. Wer wusste allerdings schon wann es Zeit war zu den Wurzeln zurückzufinden – Let’s raise a little hell?
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 29 May 2015, 23:34

Keine dieser kleinen Regungen entging ihm. Ob bewusst oder unbewusst, er nahm sie wahr. Vielleicht machte das auch einen Teil des Reizes aus den sie offensichtlich auf ihn ausübte, ließen ihn die nächsten Züge in ihrem Geplänkel abwägen und ausführen. So ein Gespräch wurde schließlich nicht nur mit Worten geführt. Dazu gehörte weit mehr. Es war ein Tanz, immer noch, auch wenn sie die Bar längst hinter sich gelassen hatten. Man passte sich dem anderen an, um der gleichen Musik zu folgen und gab eigene Impulse, um den Partner in die gewünschte Richtung zu leiten. Ein komplexes, unvorhersehbares Muster, das dennoch Regeln folgte, ungeschriebenen Gesetzen. Ein Muster, das er gerne zu entwirren schien. Den Widerstand genoss, den sie ihm bot. Vielleicht wollte er es genau so. Sein Blick ließ das vermuten, wachsam und belustigt. Hätte schon lange das Interesse verloren, wäre sie wie eine der Frauen in der Bar, die so kalkulierbar waren. Die taten, was erwartet wurde, um bloß (nicht) aufzufallen.

'Man muss nur vorsichtig sein, wenn man nicht...' Also an den Satz konnte er sich beim besten Willen nicht erinnern, aber er würde nicht streiten, weiser Mann, der er war. Es gab Gefechte, die konnte man nur verlieren, warum also antreten? Der kluge Mann wählte seine Schlachtfelder mit Bedacht. Und die weibliche Interpretation gesprochener Worte war bekanntermaßen ein Labyrinth, in dem sich der männliche Verstand nur verlieren konnte. Er konnte sie immerhin anders zum Schweigen bringen. Gut zu wissen. Seine amüsierte Miene bei diesen unausgesprochenen Gedanken blieben ihr situationsbedingt glücklicherweise verborgen.

"Drei." konstatierte er schmunzelnd. Es wäre eine durchaus faszinierende Herausforderung herauszufinden, ob er dafür sorgen konnte, dass es ihr komplett die Sprache verschlug. Das wäre mal ein Sieg. Dann lachte er, als er ihre Ellbogen im Kreuz spürte. Es gehörte wohl wenig Fantasie dazu, sich vorstellen zu können, was sie da gerade tat. Er begnügte sich derweil nicht mit hinsehen. Er fasste lieber zu. Schließlich sollte sie nicht herunterfallen.

Er klang, als fühle er sich geschmeichelt. Wenn da nur nicht wieder dieser kleine Funken an Übertreibung wäre, der das Zwinkern bei diesen Worten erahnen liess."Findest du? War auch harte Arbeit, aber ich habe nicht so recht den Blick dafür." Hmm ja, das konnte sich nun auch auf das eine wie das andere beziehen. Absicht wie bei ihr. Oder eben auch nur auf das eine. Ihre Aussicht. Und die war immerhin vielfältig. Verwaschene Jeans, hell gestrichene, aber schmucklose Wände. Das eine wie das andere zweckmäßig und dazu gedacht, zu verbergen, was sich dahinter verbarg.

Nach den Stufen, die tatsächlich ins erste Stockwerk führten hielt er an, schloss eine weitere Tür auf, machte das Licht an und betrat das, was wohl seine Wohnung war. Zumindest stand das zu vermuten. Wieder trat er die Tür ins Schloss und blieb dann mit ihr über der Schulter stehen. Auf einem dunklen Holzfußboden.


"Genug gesehen, Honey?" fragte er und klang ruhig dabei, so als habe er sie nicht gerade eben die Treppe hochgetragen. "Möchtest du weitere Nachforschungen anstellen?" Ja, wo denn? Das ließ er offen. Sie wusste sich ja schließlich selbst zu helfen. Wie uneigennützig aber auch von ihm. Seinen eigenen, vorhin noch so besungenen Forscherdrang zurückzustellen. Dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte dürfte derweil auch nicht nötig sein, um ihn zu verstehen oder sich den Ausdruck darauf vorstellen zu können. Sein Tonfall verriet ihn mehr als genug. Seinen Spaß an der Sache. Den Hauch Selbstironie. Die Tatsache, dass er auch noch seine Pläne hatte. Honig sah man schließlich nicht nur an, Honig probierte man auch.

"Oder möchtest du vielleicht was Bestimmtes sehen?" fragte er hilfreich nach, da die Damen ja doch manchmal ihre Schwierigkeiten hatten, sich zu entscheiden. Seine Stimme verriet, dass auch er den Schalk im Nacken hatte - nun ja, im Moment hatte er eher sie da, wobei fraglich blieb, ob das gerade einen wirklichen Unterschied machte - und auch, dass er sehr wohl ahnte, dass es gefährlich sein könnte, ihr genau diese Frage zu stellen. Aber nun. Risiken musste man im Leben nun mal eingehen, wo bliebe sonst der Spaß?

Und immerhin...in den Rücken fallen konnte sie ihm wohl gerade nicht mehr.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 30 May 2015, 10:08

Sie war schon ein wenig eigen. Wohl nicht gerade artig, aber eben eigen. Sprach sie in einem Moment noch über christliche Erziehung und gute Manieren, sprach sie in einem anderen ungeniert über physische Vorzüge und wie jene gute Manieren in Vergessenheit geraten lassen konnten. Jeder hatte seine kleinen oder weniger kleinen Schwächen, aber die Offenheit mit der sie zu ihnen stand, ohne ihre Vorzüge zum Kaschieren dagegenzusetzen, hatte zumindest in der Stadt wohl etwas Unerwartetes. Ganz ähnlich Joshua seiner Geduld, die an diesem Abend die ihre um Längen übertraf. Nicht nur konnte sie augenscheinlich nicht einmal eine Minute stillstehen, sondern ebenso war sie nicht im Geringsten daran interessiert das offene Spiel ihrer Emotionen auf ihren Gesichtszügen zu mäßigen. Warum auch? Sollte ihr Gegenüber doch sehen, was er da anstellte. Nicht, dass es sich um einen Versuch handelte die Schuld allein auf ihn abzuschieben. Nein. Vielmehr ging es darum, dass ihm etwas an die Hand gegeben wurde, dass dieses Spiel am Laufen hielt und so viel mehr wert sein konnte als tausend Worte. Gut – Nicht, dass sie jemals derart viele Worte von sich gegeben hätte, aber wenn sie es gewollt hätte … Hätte, hätte – Fahrradkette?

Jedenfalls gab es im Augenblick wahrlich keinerlei Grund zur Beschwerde. Er lief und sie hatte einen Lauf, wenn man die Dinge so sehen wollte. Mit einem unverkennbaren Lächeln auf den Lippen, hatte sie es sich auf seiner Schulter bequem gemacht. Das war sicherlich nicht der schlechteste Ort, um sich eine Weile ruhig zu verhalten, wenngleich ihr genau dies schwerfiel. Er hatte schon alles im Griff. Sprichwörtlich, wie sie mit einem leisen Auflachen feststellen musste. Ein angenehmes Lachen, das weder kritisierte noch affektiert wirkte. Irgendwie sogar einen Hauch zu verständnisvoll? Der kluge Mann mochte seine Schlachtfelder mit Bedacht wählen, aber die kluge Frau ließ es ihn offenbar dorthin tragen, wo sie es haben wollte.

Drei? Er musste es sich deutlich vorstellten können, wie dieses simple Statement sich dazu brachte ihre Stirn zu runzeln. Sich das Hirn für eine Millisekunde zu zerbrechen, ehe sie mit der Erkenntnis zur Hand den Kopf schüttelte. Er wollte sehen, was geschah wenn es ihr komplett die Sprache verschlug? Das konnte er haben. Ohne einen Laut von sich zu geben, hob sich der eine Ellenbogen, sodass der Arm fiel. Und ihre Finger ihr Ziel erreichten. Unaufhaltsam wanderten sie über den Stoff, bis sie den Übergang von Baumwolle zu Jeans erreichten. Ein Sekundenbruchteil nur und er konnte den leichten Kniff in den Hintern spüren, sowie ihr vergrabenes Gesicht in seinem Rücken fühlen. Die Wärme ihrer Haut und ihres Atems, der langsam durch den Stoff zu seiner Haut vordrang. Die Emotionen, die darüber huschten und mit allergrößter Wahrscheinlichkeit in einem breiten Grinsen endeten. Ja, sie war scheinbar zufrieden mit sich und der Welt. Und seinem Hintern.

Seine Worte brachten sie kurz darauf dazu, sich wieder in die bevorzugte Liegeposition zurückzubegeben. Die, die es ihrer Hüfte erlaubte sich seiner Schulter anzuschmiegen und ihre Gedanken ganz dem geliebten Süden zu widmen.
Sugar plum, wenn ich das nicht finden würde, dann hätte ich das auch nicht gesagt.Preisfrage: Mit wem – oder besser zu wem – sprach sie eigentlich? Das war zweifelsfrei reine Ansichtssache.Und hilfsbereit, wie ich bin, weißt du ja nun wen du im Zweifel fragen kannst. So wie er geschmeichelt geklungen hatte, so hatten sich ihre Worte aufrichtig angehört. Was sie dachte, das sagte sie auch, und was sie sagte, das meinte sie eben auch. Und es gab schließlich ohnehin kaum einen Grund die Wahrheit schönzureden, wenn sie schon schön genug war. Oder?

Dann und wann verlagerte sich das Gewicht ihrer Ellenbogen in seinem Rücken, sodass deutlich wurde wie ihre Augen die Umgebung musterten. Es gab immerhin viel zu erkunden an einem ihr fremden Ort. Jedes Detail wurde mit einem Blick bedacht, man wusste schließlich nie, zu was es noch taugen würde. Die Zweckmäßigkeit der Gegebenheiten entging ihr somit nicht, obwohl sie sich vorerst einen weiteren Kommentar diesbezüglich sparte. Im ersten Stockwerk angekommen, konnte er dennoch spüren wie ihre Muskeln sich spannten. Das übliche dynamische Spiel oder doch Vorfreude, wie bei Kindern deren Augen sich etwas Neues bot? Schwer zu sagen.

Sie holte jedenfalls merklich Luft, als fiele es ihr schwer auf seine Frage zu antworten.
Kann man sich denn an schönen Dingen je sattsehen?Und dann kam wieder Bewegung in ihren Körper, wobei er dieses Mal allerdings beide Hände über seine Hüfte wandern spüren konnte. Nach unten und noch ein Stück weiter nach unten, bis sie auf der Hüfte zur Ruhe kamen und sie ihn praktisch verkehrtherum umarmte. Eine überraschend warme Geste, wenn man ehrlich war. Danke für’s Tragen“, nuschelte sie schließlich nahe seinem Rücken, bevor sie sich langsam von seiner Schulter rutschen ließ, sollte er ihr dies erlauben. Zentimeter für Zentimeter. Quälend langsam, bis ihr Arm um ihn herumreichen und sich mit dem anderen in seinem Nacken verschränken konnte.

Eine Minute, in der ihr Gewicht noch ungleichmäßig auf ihm lastete, ehe ihre Beine sich endlich wieder um seine Hüfte schlingen konnten. Und sie ihm wieder direkt in die Augen sehen konnte.
Hi, begrüßte sie ihn mit einem eher schüchternen Lächeln.Ich würde mir ganz liebend gern noch das Ein oder Andere genauer ansehen, aber zuerst - Ihre Mundwinkel zuckten verräterisch, während ihr Blick an seinem und ihrem aneinandergepressten Oberkörper herabfiel.Anlassen oder Ausziehen?Dass ihre Boots nie mit einem dumpfen Geräusch den Holzfußboden erreicht hatten, erklärte den Anlass der Frage wohl.

Ob der Blick mit diesem Umstand einherging war allerdings mehr als fragwürdig, so wie sie ihn durch ihre geschwungenen Wimpern hindurch kurz darauf wieder anfunkelte. Ein gut erzogenes Mädchen, respektierte schließlich nicht nur die Regeln anderer Häuser, sondern sah ihrem Gesprächspartner auch immer an. Die Tatsache, dass gute Manieren genauso gut zu ihren Plänen passten, wie ihre Fingerspitzen in die kleinen Kuhlen in seinem Nacken, war sicherlich reiner Zufall. Und sie hatte ihm immerhin den Rücken freigehalten, nicht? Jetzt, wo ihm praktisch doch alles vorerst wieder irgendwie in den Schoß zu fallen schien.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 31 May 2015, 15:40

Er tat, was von ihm erwartet wurde. Ziemlich sicher. Und ziemlich sicher wusste er das und hatte sich entschieden, eben genau das zu tun. Weil es auch ihm zupass kam. Weil er Spaß daran hatte. Weil es ihn oder auch sie beide dem Ziel näherbrachte. Mit jedem gleichmäßigen Schritt die Treppe hoch, ohne auch nur einen wackeligen oder unsicheren Schritt, selbst mit ihrem zusätzlichen Gewicht. Die kluge Frau mochte sich dahin tragen lassen, wohin sie wollte, aber wenn der kluge Mann dort auch hinwollte, dann trug er doch gerne, bestimmte das genaue Ziel und kam wenigstens ohne Umwege dort an. Mit einer zufriedenen Frau. Eine Kette von Logik oder Unlogik, von Weisheiten und Dummheiten, die sich ewig weiterspinnen ließ.

Eigen....waren sie das nicht alle? So wie Joshua, der scheinbar gerne Richtung und Tempo vorgab - und wenn er sie dafür tragen musste - und gleichzeitig nichts dagegen zu haben schien, wenn sie sich ausließ, während er sie dorthin brachte, wo er sie haben wollte. Vielleicht auch deswegen diese Geduld. Schweigen und genießen war die Devise. Wobei in ihrem Fall Reden den Spaßfaktor um Einiges erhöhte. Nun, die Wahl der Waffen lag wohl bei jedem selbst. Dann zeigte sich schon, ob man die passende Rüstung im Repertoire hatte. Die Gegensätze, die sie dabei offenbarte oder zumindest zu offenbaren schien irritierten ihn ganz offensichtlich nicht weiter. Er arbeitete scheinbar lieber mit dem, was greifbar war. Sozusagen.

Er lachte leise, eine Antwort auf ihr Lachen, als habe er ihre Gedanken gelesen und wiederholte sich, als sie ihn in den Hintern kniff. Unterstrich diese Reaktion mit einem leichten Schlag auf den Ihrigen. War immerhin in Reichweite. Und kleine Sünden bestrafte schließlich nicht nur der liebe Gott sofort. Schon gar nicht, wenn es sich einfach so...anbot. Auge um Auge, Zahn um Zahn, hmm? Und wenn man auf die eine Wange geschlagen wurde, sollte man dann nicht auch noch die andere hinhalten, wahlweise auch andere Körperteile, da man schließlich nicht alles wortgetreu verstehen sollte? Da war wohl auch der Westen bibelfest. Kein Wunder bei dieser Affinität für den Süden, oder?

Abgesehen von diesen 'Misshandlungen' und der Tatsache, dass nicht jeder eine Schulter, die sich in die Hüfte drückte angenehm finden mochte über längere Zeit hatte sie es eigentlich ganz angenehm. Er hielt sie ordentlich fest, so dass sie nicht den Halt verlieren konnte, seine Bewegungen waren gleichmäßig und fanden ihren Ausdruck in den Muskeln, die sich kontrolliert unter ihr bewegten. Ruhender Pol und ein Halt, auf den man sich verlassen konnte. Er würde sie nicht fallenlassen, auch wenn sie sich bewegte, um ihre Aussicht ein wenig zu variieren, verlagerte jedes Mal sein Gewicht, passte seinen nächsten Schritt an. Ob man das nun spannend oder sterbenslangweilig fand blieb wohl jedem selbst überlassen. Und auf was ließ das sonst noch schliessen?


"Hmm, ja, sollte ich was verändern wollen, werde ich vorher deine Meinung einholen." erklärte er ernsthaft auf ihre Worte hin. Es war wirklich ein Vorteil, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Denn wen er auch bei ihr nichtmithalten konnte, so war er doch durchaus zu einer vielsagenden Mimik in der Lage. Die seine Stimme regelmäßig verriet. Und er sich auch keine Mühe gab, das zu kaschieren, warum auch?

Er hielt still, als sie ihn umarmte. Eile schien seine Sache wirklich nicht zu sein, glich nur die Verlagerung ihres Gewichtes aus, so wie schon die ganze Zeit schon. Bedachte man den Unterschied zwischen dem Erdgeschoss und dem Raum, in dem sie sich hier befand, zog den Schriftzug an der Tür mit in Betracht, dann waren das im unteren Bereich tatsächlich Geschäftsräume, welcher Art auch immer, nüchtern wie sie gestaltet waren. Hier wohnte er vielleicht tatsächlich. Allzu viel sehen konnte sie so noch nicht, aber der Raum in dem sie sich befanden schien sich zu einem großen Wohnraum mit dem gleichen dunklen Fußboden zu öffnen. Großzügig geschnitten. Was sie an Mobiliar erkennen konnte wirkte sorgfältig ausgesucht und aufeinander abgestimmt. Gemütlich. Sauber und aufgeräumt. Vielleicht verwendete er auf alles in seinem Leben ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit und tat nichts einfach so ab?


"Nicht unbedingt." sprach er dann wieder, während er sie dabei unterstützte, sich wieder ihren Platz auf seinen Hüften zu suchen, mit ein paar einfachen Bewegungen. Einem Umgreifen an ihrem Körper, einem kleinen Schritt, um sie und sich zu stabilisieren. Aber keinerlei Bewegung weiter in den Wohnraum hinein. "Aber wenn man sie immer wieder ansieht, kann man bestimmt auch immer wieder ein paar neue Aspekte entdecken." Ja, auch das konnte man sehr wohl so oder so verstehen. Das ganze Gespräch bestand aus Mehrdeutigkeiten, Andeutungen, möglichen Lesarten. Aber dafür waren sie sich bisher doch recht einig. Und dann, ohne weiter darauf einzugehen. "Nichts zu danken." Hatte er gern gemacht. Ja ganz sicher. Hatte sich seine Bezahlung geholt. Gute Arbeit verdiente schliesslich eine angemessene Entlohnung. Er klang zufrieden mit dem Ablauf der Dinge und schien es doch ernst zu meinen.

"Hi. Schön, dich zu sehen." Er lächelte amüsiert, als sie sich wieder ins Gesicht sehen konnten und aus diesem Lächeln wurde dann schnell wieder dieses ein wenig provokante schiefe Grinsen, als er ihrem Blick folgte und dann brav wieder in ihr Gesicht sah. Gut erzogenes Mädchen, braver Junge. Da sah man doch nicht irgendwo anders hin. Das wusste sie. Das wusste er.

"Hmm, hast recht, eins nach dem anderen." Schließlich überstürzte man doch nichts, oder? Lernte sich erstmal in Ruhe kennen und so. "Also zuerst mal ausziehen, Honey." Natürlich machte er sich nur Sorgen um den guten Holzfußboden, jeden anderen Schluss, eine Doppeldeutigkeit, eine nicht ganz so gut erzogene Andeutung, ließen seine Miene, das Zucken im Augenwinkel, die Spannung in den Kiefermuskeln, das unterdrückte Lachen, selbstnatürlich nicht gut zu, alles andere....nun ja, bekanntermaßen machte der Gedanke das Wort zur Sau.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 31 May 2015, 19:18

Sagte man nicht, Geben sei seliger denn Nehmen? Sie beide schienen jedenfalls ebenso zu geben, wie zu nehmen. Zum Bereuen war es ohnehin noch zu früh und überhaupt wäre das unprofessionell, wo es doch danach aussah, als würden beide Parteien eine gewisse Vertrautheit mit dem Spiel besitzen. Ja, man wusste, was man tat. Und wenn nicht, dann wusste man zumindest, was man besser nicht tat. Jetzt oder zu einem späteren Zeitpunkt, wenn die Grenze bereits überschritten und der Bogen überspannt war. Erfahrungen musste man schließlich sammeln. Ein weiterer Punkt, bei dem das ungleiche Paar sich irgendwie einig geworden zu sein schien? Sie würde es sehen.

Als seine Hand ganz aus Versehen auf ihren Hintern fiel, um den Kniff auf angemessene Weise zu beantworten, sog sie scharf Luft zwischen ihren Zähnen ein. Es war ein Leichtes sich vorzustellen, wie ihre Lippen zu diesem vor Empörung bebenden Schmollmund wurden. Wie in ihren Augen der Schalk aufblitzte und dieses Lächeln auf ihre Gesicht zauberte, das irgendwo zwischen Wahnsinn und Verheißung pendelte. Wie es in ihrem Kopf zu arbeiten begann und ihr Puls schneller wurde, allein bei der Vorstellung dessen, was sie ihm an Reaktionen entlocken konnte. Ein stilles Versprechen, sich selbst ebenso wie ihrem Begleiter gegenüber? Er würde es sehen.

Die Art, wie seine Bewegungen die ihren unaufgefordert unterstützten, entging ihr mit Sicherheit nicht. Zu stimmig bewegte der zierliche Körper sich, um sich seiner Formgebung anzupassen und die eigene Physik, sowie die altbekannten Gesetze, zu seinem Vorteil auszunutzen. Alles schien im Fluss, sodass es zu keinen ungewollten Ausreißern kam. Das, was sie wollte, das tat sie auch. Ohne seine Hilfe oder leichter mit seiner Hilfe. Sie nahm, was er ihr gab. Sie gab, was er von ihr nahm. Und das alles nach wie vor mit vor Amüsement strahlenden Gesichtszügen, als gäbe es an seinem Verhalten rein Garnichts auszusetzen. Ob das auch für ihr eigenes Verhalten galt? Nun, da wäre wohl eine neutrale Meinung gefragt. Natürlich eine, die ihre Ideale verstand. Lebensbejahend und aus dem Süden, was sonst?

Seine ernsthaften Worte, seine verräterische Tonlage und all das, was ihr aufmerksamer Blick der Umgebung entnehmen konnte, brachte sie dazu abermals diese winzigen Lachfalten zu zeigen. Diese ehrlichen Zeichen der Freude, die ihre Unterlippe zwar erzittern, aber ihre Wimpern dennoch nicht flattern ließen. Das wäre schließlich zu viel des Guten. Trotzdem erlaubte sie ihm die Wanderung ihrer Augen zu verfolgen. Die beinahe scheuen Seitenblicke, die sie der Wohnung widmete, die seine sein konnte und nicht sein musste. Die Art, mit der sie das für materielle Frauen Interessante mit Desinteresse strafte. Die Weise, mit der sie das grundsätzliche und persönliche in aller Ruhe registrierte. Es dauerte einige Augenblicke, bis die Farbe wieder aus ihrem Gesicht gewichen war, die das kopfüber Getragen werden dorthin gezaubert hatte, und sie sich orientiert hatte. Sie musste erst ankommen, während er warten musste.

Solange, bis ihre Stirn wieder an die seine fiel und wieder seine Nähe suchte.
Doch unbedingt“, protestierte sie leise und wenig überzeugend.Dann, wenn man diese neuen Aspekte nicht länger zu schätzen wüsste.Und mit diesen weder richtig zustimmenden noch widersprechenden Worten, wandte sie sich einem wichtigeren Thema zu. Es war ja auch schließlich alles gesagt, was gesagt werden musste. Und wenn nicht, signalisierte ihr freches Funkeln ihm, würde er einen Weg finden müssen sie davon zu überzeugen.

Und da waren sie, das gut erzogene Mädchen aus dem Süden und der brave Junge aus der Stadt. Das sie wusste, welchem Staat sein Akzent zuzuordnen war, schien immer noch ein klitzeklein wenig fragwürdig. Sie, die man sich nur so schwerlich an einem Ort vorstellen konnte, an dem man weder die Kriegsflagge der Army of Northern Virginia noch einen Verfechter der in Dixieland so geschätzten Werte schief ansah. Andererseits hatte die Vorstellung, was bei einem schiefen Blick wohl passieren mochte sicherlich auch ihre Reize? Für den Einen oder Anderen. Und für Joshua? Der musste sich allem Anschein nach aktuell keine Sorgen machen in den Wirbelsturm zu geraten, der da in dem Grau vor seinen Augen tobte. Nein, alles schien Bestens zu laufen. Für beide Parteien.


Ausziehen, huh?Der Akzent tauchte jede der gehauchten Silben in Zucker. Mit hochgezogener Augenbraue, schenkte sie ihm anschließend nicht mehr als ein schiefes Grinsen, ehe sie mit den Schultern zuckte und leise auflachte.Und wo darf hier abgelegt werden, Sugar Plum? Es gehörte sich schließlich nicht einfach die Boots abzustreifen, zu Boden fallen und alles dort liegen zu lassen, wo man gerade stand. Nein, nein. Hier musste Alles seine Ordnung haben. Das ihr kleiner verbaler Schlagabtausch mit all diesen köstlichen Anspielungen versehen war, das war schließlich nur für all Jene wahrnehmbar, die ihren Gedanken abseits des unschuldigen umherstreifen ließen. Ungezogenes Pack …
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 01 Jun 2015, 00:35

Es gefiel ihm. Es gefiel ihm, welche Reaktionen er ihr entlocken konnte, sei es ein Blick oder ein Satz oder eben diese scharfe Atem holen. Ihre verspielte Mimik und Körpersprache, die der seinen so widersprach. Die ihm so viel verrieten und so viel verschleierten. Es gefiel ihm, wie sie mitarbeitete, sozusagen, den Konflikt vermied, sondern seine Hilfe akzeptierte. Ohne sie zu brauchen. Unabhängig. All das sagte er nicht. Wozu auch. Es war zu lesen in seinem Lächeln, dem Funkeln in seinen Augen. In dem, was er tat. Der Spaß, den er hatte. Sie gefiel ihm. Das war etwas, aus dem er kein Geheimnis machte.

Es passte einfach. Bisher. Geben und Nehmen, ja. Von Nehmen war bisher noch niemand arm geworden. Aber manchmal, wenn man nicht gab, bekam man auch nichts mehr. Es schien, als hätten sie ein Gleichgewicht für sich gefunden. Jedem das seine und etwas für den anderen. Eine Balance. Buchstäblich. Dass er dabei gerade die tragende Rolle spielte war völlig in Ordnung. Damit kam er klar und ruhte sich nicht darauf aus, wusste, dass sich das jederzeit ändern könnte, wenn auch im sprichwörtlichen Sinne. Dass es sich ändern könnte machte es doch gerade erst spannend. Wenn ein Gleichgewicht empfindlich war, dann musste man sich Mühe geben, um es zu erhalten, erforderte es Experimente, was es aushalten konnte und was nicht. Und wenn jederzeit der Absturz drohte, dann blieben die Sinne geschärft, der Geist aufmerksam. Und das gefiel ihm ebenfalls.

Sie bekam die Zeit, die sie brauchte - alles andere wäre vermutlich mittlerweile auch eine Überraschung gewesen. Ebenso wenig überraschen mochte es, dass er ihrem Blick folgte, er wissen würde, was sie sich angesehen hatte, was sie interessiert hatte. Als studiere er ihre Interessen. Als könne ihm das etwas über sie verraten. Über ihren Charakter und ihre Eigenarten. Oder er nutzte schlichtweg die Zeit, um sie in Ruhe anzusehen, während sie noch ihre Orientierung suchte, ein klein wenig wehrlos war und sich sammeln musste. Sein warmes Lächeln verriet ihn. Er wusste diese Momente zu schätzen und zu nutzen. Genau dieses Lächeln wurde etwas breiter, als er diesen Blick sah, die Herausforderung darin. Mir würde schon was einfallen, stand in seinem Blick, in der Mixtur aus Grün und Braun, niemals bereit, klein beizugeben, aber...es war erst mal eben alles gesagt.

Stattdessen neigte er etwas den Kopf, kam ihr entgegen, so dass sie ihre Stirn tatsächlich problemlos an seine legen konnte, so wie schon einmal. Sich gegenseitig anzusehen fast schon schwierig wurde. Schon beinahe zu nah. Und auch diese kurze Phase der Ruhe nutzte er, den kleinen Waffenstillstand, sollte sie dagegen keine Einwände erheben oder ihn abhalten. Er hob eine Hand und strich ihr die Haare aus dem Gesicht, die diese kleine Eskapade sicherlich nicht wohlgeordnet überstanden hatten, zog warme, kräftige Finger vorsichtig durch die einzelnen Strähnen und ordnete sie. Auch eine Form der Nähe. Und der Ruhe. Bar jeder Hektik. Fast schon vertraulich.


"Ausziehen, Honey." bestätigte er dann übergangslos mit einem Nicken, während er sie ein klein wenig zurechtrückte und dann gewissenhaft mit ihr einen Schritt zur Seite ging, in die Nähe der Garderobe, die sich neben der Eingangstür befand. 'Du hast angefangen.' sagte dieser leuchtende Blick, in dem ein lautloses Lachen stand und wer glaubte, darin einen Vorwurf entdecken zu können, der irrte sich auf ganzer Linie. Nein, er wollte es genau so, er spielte den Ball nur zurück. Und Schuldzuweisungen waren seine Sache ohnehin nicht. Dann müssten sie wohl beide mit dem Finger auf sich selber zeigen. Nein, bisher geschah alles in gegenseitigem Einverständnis und alles war nur der nächste Zug auf dem Weg zum Ziel. "Bitte hier abzulegen." erklärte er dann schmunzelnd mit geradezu beispielhafter Höflichkeit, ein Musterbeispiel an guter Erziehung. Ja, das wäre ein guter Ort, zumindest für ihre Boots. Eine Fußmatte, weitere Schuhe. Ein geradezu perfekter Ort, den er da ausgesucht hatte.

Dass er sie hier ablegte stand allerdings nicht zu befürchten, sollte sie nicht genau das wollen. Dann würde er sie ziemlich sicher sofort auf ihre Füße stellen. So jedoch hielt er sie fest, eine Hand an wohlbekannter und beliebter Stelle, der andere Arm lag wieder stützend in ihrem Rücken. Drückte sie an sich. Oberkörper an Oberkörper. Wärme gegen Wärme. War es nicht schön, wenn sich das Sinnvolle mit dem ganz persönlichen Nutzen verbinden ließ? Der Schlachtplan sich nicht gleich beim ersten Kontakt mit dem Gegner in Luft auflöste?

Dass er rein gar nichts dagegen hätte, würde sie bei den Boots nicht aufhören und dass er sicherlich auch geeignete Plätze für den Rest ihrer Kleidung zu bieten hätte, musste dabei natürlich im Reich der arglistigen Vermutungen verbleiben. Für Fragen stand er zumindest nicht zur Verfügung. In vollem Vertrauen darauf, dass sie ihre Boots schon selber ausziehen konnte, tat er das, was er schon einmal getan hatte. Er senkte den Kopf und widmete sich ein wenig ihrem Hals. So weit waren sie schließlich schon einmal gewesen.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 02 Jun 2015, 23:58

Alles war, wie es sein sollte. Sie hatten einen gemeinsamen Weg gefunden, dem sie nun Seite an Seite folgten. Es brauchte nicht unbedingt Worte, um den Weg angenehmer zu gestalten. Dennoch gab es Momente, in denen ein paar Worte die Schritte erleichtern konnten. Das wussten sie beide, was wohl eine Seltenheit darstellte. Etwas, das man eben nicht jeden Tag erlebte. Wie die erste Verliebtheit, die einen Jeden unvorbereitet erwischt hatte. Sie konnte ebenso glücklich, wie auch unglücklich enden, aber sie endete halt irgendwann. Wie der erste richtige Streit unter Freunden, der durch ein falsches Wort ausgelöst und ein simples Lächeln beigelegt werden konnte. Wie die ersten Tränen, die vor Freude oder Wut vergossen wurden und für die nur Vertrautheit das richtige Trostmittel liefern konnte. Es brauchte Einiges, um mit Anderen nicht nur einfach zurechtzukommen, aber vor allem brauchte es das richtige Gefühl. Etwas, das in ihrem Fall vorhanden zu sein schien. Wenngleich mit Sicherheit wohl weder sie noch er darauf hätte wetten wollen, hatten sie einen gemeinsamen Weg gefunden.

Sie liebte das Leben. Nicht auf eine Art, die sie nach den Sternen greifen ließ, sondern auf eine Weise, die sie mit dem Gegebenen zufrieden sein ließ. Nicht, dass sie das zu einem einfachen Mädchen gemacht hätte. Oh, nein. Nicht, wenn sie versuchte aus dem, was sie hatte, stets das Beste zu machen. Es ging nicht einfach nur darum, dass man sich mit den Gegebenheiten abfand oder sie zu schätzen wusste. Vielmehr ging es darum, diese Gegebenheiten zu etwas zu machen, auf das man mit Stolz und mit geraden Schultern aufrecht stehend zurückblicken konnte. Es verwunderte somit keinesfalls, dass sie Joshua um ihre Wertschätzung wissen ließ. Jede Geste und jeder Blick wurden zu einem persönlichen Geschenk. Er brachte sie zum Strahlen. Ihre Launen waren vielleicht unzuverlässig wie das Wetter im Süden, aber in diesem Augenblick schien nur für ihn allein die Sonne. Er sollte wissen, dass nach jedem unerwarteten Regenschauer die Hitze wiederkam und es Zeit war die Sonnenbrillen oder Daisy Dukes wieder herauszuholen. Zumindest dann, wenn man verstand.

Er bildete das Gleichgewicht zu ihrem natürlichen Ungleichgewicht, im sprichwörtlichen und buchstäblichen Sinne. Und ihr Lächeln gewann an Kraft, während ihre Augen sich nicht von ihrer Wanderung abhalten ließen. Sie waren auf der Suche nach dem, was Joshua ausmachte. All den kleinen Details, die einem anderen Besucher vielleicht entgangen wären. Die Kratzer auf dem Holzfußboden. Dort, wo er sich die meiste Zeit über aufhielt und seinen Weg durch das eigene Leben suchte. Die Kleidungsstücke, die er an einem Tag trug, an dem er nicht in irgendeine x-beliebige Bar ging. Die Möbelstücke, die er vielleicht oder auch nicht allein ausgesucht hatte. Das, was ihr Herz ihr vorschrieb zu registrieren, weil es unter Umständen einen Weg geben würde diesen Dingen eine gemeinsame und flüchtige Erinnerung anzuheften. Und das, was der Verstand ihr eintrichterte wahrzunehmen, falls sie nicht mehr einer Meinung sein sollten.

Minuten vergingen, ehe sie sein Interesse an ihr mit einem ungläubigen Grinsen abtat. So interessant konnte das Mädchen vom Land für einen Jungen aus der Stadt doch wirklich nicht sein. Die Nähe genoss sie dennoch in vollen Zügen. Die Kühle seiner Stirn und der Atem, der über ihre erhitzte Haut streifte, als würde er die drohende Röte auf ihren Wangen vertreiben können. Die letzte Schüchternheit, die sie allem Anschein nach wohl nie würde ablegen können. Sie ließ sie den Blick senken, während er ihr das Haar aus dem Gesicht strich, und beinahe den Atem anhalten. Sie ließ sie für einen Moment wieder zu dem Mädchen werden, das nie im Leben ganz allein in einen Wagen gestiegen und gen Norden gefahren wäre. Über die Grenzen des Bundestaats und weiter. Immer weiter.

Erst bei seinen Worten blickte sie wieder auf, um ihm durch ihre Wimpern diesen Blick zu schenken. Dieses stumme Zeichen, dass sie es trotz aller Widrigkeiten dennoch allein bis hierher geschafft hatte.
Wenn du das sagst, Sugar plum.Dann wird das wohl so sein? Dann musste sie darauf hören? Wer´s glaubt wird selig und wer´s nicht glaubt kommt auch in den Himmel? Ihre Mundwinkel zuckten jedenfalls verdächtig, als die letzte Silbe von ihrer Zunge rollte. Ein kurzer Blick auf die Garderobe folgte, ehe sie tief einatmete und ihren Mut sammelte. Ohne Zögern lösten sich ihre Arme von seinem Nacken. Kein Zweifel, sie war bereit sich auf den Halt zu verlassen, den seine Arme ihr gaben. Kurz suchten ihre Finger nach dem Saum ihres Longsleeves, nur um es im Anschluss über ihren Kopf und auf die Garderobe zu befördern. Routinierte Bewegungen, hier und da kleine Narben auf der von der Sonne geküssten Haut und weiße Spitze, an die sich zwei Ketten schmiegten. Eine aus Silber, die andere aus Gold, wie die jeweiligen Ringe daran, deren Gravur man wohl nur aus direkter Nähe entschlüsseln können würde. Teile von ihr, die sie offensichtlich nicht ablegen würde.

Mit einem Grinsen, das weder unschuldig noch schuldig wirkte, umfasste sie seinen Oberkörper, um einen Boot nach dem anderen von ihren Füßen zu streifen. Nein, sie wurden nicht einfach fallengelassen, sondern sorgsam mit jeweils einem Fuß nebeneinander auf dem Holzboden abgestellt. Als der weitere Balanceakt abgeschlossen war und die Nähe bewusst wurde, rückte sie zwar ihren Oberkörper einen Millimeter von dem seinen ab, aber nur um ihre Hände an seine Wangen zu legen.
Ich werde das jetzt nur einmal sagen, Josh.Ihre Stimme klang aufrichtig, als meine sie jedes Wort genauso, wie sie es sagte.Es ist nicht schwer zu erkennen, dass du weit mehr als bloß ein guter Junge bist.Ihre Augen glitten anerkennend über seine Muskeln, als hätte sie es nicht schon gefühlte tausend Mal getan. Die verräterischer Zeichen harter Arbeit, die nur in den Händen eines guten Jungen nicht bedrohlich wirken mussten.Wenn du mir aber einen Grund gibst, das hier zu bereuen und dir in den Arsch zu treten, dann schwöre ich bei Gott werde ich das tun.Glaubte man ihrem Ton, war sie mehr als überzeugt diese Warnung in die Tat umsetzen zu können, sollte die Situation es erfordern. Was hatte man auch anderes erwartet?

Unendlich langsam fanden ihre Lippen seinen rechten Mundwinkel, von dem sie sich zunächst zu dem linken begaben, um von dort schließlich einen Kuss auf seine Lippen zu drücken. So sanft, als versuchte sie die Härte seiner Muskeln und ihrer Worte in Vergessenheit geraten zu lassen. Mit einem Grinsen sah sie ihm in die Augen
. „Lektion Nummer 2 – Ist dir der Eistee nicht süß genug, gib noch ein wenig Zucker hinzu.Der Geruch des Pfirsichs, die Note von Zimt, sowie das Funkeln in ihren Augen und ein weiterer gehauchter Kuss würden sicherlich dabei helfen an diese Weisheit zu glauben …
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 03 Jun 2015, 21:19

Sie ließ ihn ihre Schüchternheit sehen und doch war sie es, die ihn angesprochen hatte. Sie ließ ihn die Richtung bestimmen, ließ aber keine Zweifel daran, dass das Tempo dabei auch ihre Sache war. Sie betonte die christlichen Werte und wusste sie doch zu umgehen ganz offensichtlich. Wäre sie sonst hier?

Er gab die Richtung vor, ließ sie dabei aber wählen, wie sie dabei folgte. Er hatte gute Manieren und scheinbar eine ganze Menge Geduld, wusste aber offensichtlich auch ganz genau, was er wollte. Schien ein guter Junge zu sein und wusste doch ganz eindeutig, wie man sich auch anders benahm. Wäre er sonst hier?

Sie hielt nichts zurück, sie bewegte sich, gab ihrer Rastlosigkeit Ausdruck ohne einen einzigen ruhigen Moment. Er war ruhig, in Bewegung und Mimik, gab ihr so ein Fundament, an dem sie sich auslassen konnte, ein Ziel. Stadt und Land. Süden und was auch immer. Sie unterhielten sich, ohne dass jemals ganz klar wurde, was der andere genau meinte. Alles eindeutig oder eben auch nichts. Sie redeten aneinander vorbei oder eben auch nicht. Wären sie sonst hier?


Vielleicht waren es diese so offen zur Schau gestellten Gegensätze, die den Abend für sie beide bisher so erfolgreiche machten, sich durch sie selbst und jede Minute zogen, die sie bisher miteinander verbracht hatten. Gegensätze konnten sich immerhin ergänzen, aus mehreren Teilen ein Ganzes machen, konnten das sein, was noch gefehlt hatte, so wie die Ordnung nichts ohne das Chaos war.

Gegensätze bedeuteten auch, dass das andere unbekannt war, eigene Definitionen nicht griffen, das Gewohnte nicht anzuwenden war. Neues Terrain. Und das galt es vorsichtig zu erkunden, um nicht anzuecken. Sie bedeuteten, dass es etwas Neues zu entdecken gab, dem man seine ganze Neugier widmen konnte, seinen ganzen Drang mehr zu erfahren, zu erkunden. Sich selbst neu zu definieren. Seine Grenzen. Oder deren Fehlen.


Eine Mischung aus sich Ergänzen und aneinander Abarbeiten, dass die eigenen Qualitäten und Defizite umso mehr in den Vordergrund stellte. Und eben ein vorsichtiges Herantasten an den anderen. Ein vorsichtiges Vorfühlen, was ging und was nicht. Ein aufeinander Achtgeben. Vielleicht war es diese gegenseitige Aufmerksamkeit, die nötig war, um so erfolgreich und einig diesen gemeinsamen Weg zu gehen.

Oder sie hatten sich einfach, wenn schon nicht gesucht, dann eben doch gefunden und waren sich auf dem Weg zum gemeinsamen Ziel einfach überraschend einig und hatten deswegen noch mehr Spaß als erhofft. Sollte ja auch mal was klappen im Leben. Letzten Endes war es egal. Sie waren hier.


'wenn du das sagst, Sugar plum.' Der leise Laut, das leichte Zucken in den Schultern waren wohl ein nur mühsam unterdrücktes lachen, dass sich eher im Verengen seiner Augen zeigte, dem kurz breiter werdenden Schmunzeln. Klar, wenn er das sagte. Wenn er das sagte, dann würde sie trotzdem tun, was sie wollte - und das war auch gut so. Zumindest sagte das sein amüsierter Blick, der über ihr Gesicht glitt, ihre Mimik erforschte. Denn wäre sie nicht, wie sie war, dann wären sie vielleicht nicht hier. Es lebe der Konjunktiv. Nicht nötig, sich damit zu beschäftigen. Sie waren hier und das war mehr als interessant genug.

Nachdem er ihr bisher immer die Zeit gegeben hatte, die sie brauchte, auch wenn es langsam anstrengend werden dürfte, sie so zu tragen, Leichtgewicht hin oder her, bekam sie sie auch jetzt. Beobachtete er nur mit einem leichten Lächeln, während sie mit sich zu ringen schien. Als wolle er keinen Einfluss auf ihre Entscheidung ausüben, wie auch immer sie ausfallen mochte. Ein Mann war zwar offensichtlich erst dann ein Mann, wenn er nicht wie ein kleiner Junge darauf wartete, dass ihm alles – oder eine Frau – einfach so in den Schoß fiel, aber er war erst recht kein Mann, wenn er etwas zu forcieren gedachte, auf das er kein Anrecht hatte. Gegenseitiges Einverständnis. Wie bisher. Kein Druck. Kein Drängeln. Es würde sich schon ergeben, wie bisher. Auch jetzt noch vermittelte er das Gefühl, dass er sie ohne Kommentar oder Forderungen zu stellen gehen lassen würde, sollte sie sich plötzlich dazu entscheiden, doch lieber das zu tun. Das mochte man langweilig finden oder daraus ein Gefühl der Sicherheit ziehen, wenig falsch machen zu können, keine Grenze überschreiten zu können, hinter der es kein Zurück mehr gab.


Ohne weiteren Kommentar nahm er die Hand von ihrem Hintern und schob sie ihren bloßen Rücken hoch, folgte damit dem schwindenden Stoff. Die andere blieb, wo sie war, er verminderte nur den Druck, so dass sie dem Stoff einen leichten Widerstand bot. Damit bekam sie den Halt, auf den sie sich verlassen hatte und hatte nun zwar warme, kräftige Hände im Rücken. Einen kurzen Moment lang wirkte er beinahe erstaunt, doch das wich schnell so etwas wie Anerkennung und der Erkenntnis, dass er es nicht anders hätte erwarten sollen. So lief schon der ganze Abend. Und sie tat eben, was sie wollte. Und er würde da nicht widersprechen. Ganz sicher nicht.

Lächelnd folgte er mit dem Blick ihren Bewegungen und senkte dann den Kopf, bis sich dabei wie schon einmal kurz auf die Unterlippe, als müsse er sich zurückhalten, eine Bewegung, Worte, was auch immer. Die gebräunte Haut, die Narben darauf, die weiße Spitze und auch die Ketten. Jede Rundung, jedes Detail. Nichts davon schien ihm zu entgehen, als wisse er zu würdigen, was sie ihm bot. Und das wusste er definitiv. Um zu erkennen, dass ihm gefiel, was er sah musste man ihm nur ins Gesicht sehen. Aber zunächst sah er sie nur an, nahm keine Hand von ihrem Rücken, um sie zu berühren, als sei er zunächst zur zum Ansehen eingeladen worden. Sein Lächeln allerdings vertiefte sich dabei, wurde wieder zu diesem schiefen Grinsen und man musste kein Hellseher sein, um zu wissen, was er dachte, wirklich nicht.

Er hob den Blick erst von ihrer nackten Haut, als die ihm die Hände an die Wangen legte. Fixierte sie. Und obwohl er gerade aus buchstäblich naheliegenden Gründen noch ziemlich abgelenkt gewirkt hatte, entging ihm offensichtlich weder der Wechsel der Anrede, die an sich schon eine neue Ebene bedeutete, auch in dieser vertraulichen Form noch der Wechsel ihres Tonfalls. Und es überraschte ihn offensichtlich nicht. Und er bestritt auch nicht, dass er mehr als nur ein guter Junge war.

"Dein gutes Recht." bestätigte er. "Gibst du mir einen Grund, das hier zu bereuen..." Ja, auch für ihn mochte es Gründe geben. "...ich habe keinerlei Hemmungen, auch Frauen zu treten." So viel zu guter Junge. Damit schien das Thema für ihn geklärt. Und sie konnten sich wieder den anderen wichtigen Themen zuwenden.

"Erstmal werde ich probieren." Er lächelte und ging dann seinerseits zu einem Balanceakt über, indem er sich die Sneaker von den Füßen trat. Dafür sollte man eigentlich besser die Schnürsenkel öffnen, aber er bekam es auch so irgendwie hin. Und um fair zu sein, wanderte auch noch das Cap an die Garderobe. Man(n) wollte sich schließlich nichts nachsagen lassen. Ihren Kuss genoss er vorher noch ausgiebig. So viel Zeit musste sein.

"So, bitte einzutreten." nahm er dann mit einem Funkeln in den Augen den Tonfall von vorhin wieder auf, ein wenig ironisch und trug sie nun endlich in den Wohnraum. Nun hätte sie Zeit, sich ein wenig ausgiebiger umzusehen, wenn sie das wollte, während er mit ihr gen Sofa ging. An der Seite, an der sie sich befanden schloss sich eine offene Küche an, auf er anderen eine Tür und ein Flur, wohl zu weiteren Räumen. Wie schon in Ansätzen zu sehen gewesen war, war die Einrichtung schnörkellos, aber gemütlich. Klare Linien dominierten. Fernseher, auf dem Tisch vorm Sofa eine Flasche Wasser und ein Tablet, daneben ein Stapel Papier. Alles fürchterlich normal.

Beim Sofa blieb er stehen und setzte sich dann, was mit ihrem Gewicht und den physikalischen Gesetzen, denen auch er dummerweise immer noch unterworfen war, auf den letzten Zentimetern nicht ganz kontrolliert abging. Immerhin könnte sie die Beine rechts und links von ihm platzieren. Zeit und Platz genug wäre dafür. "Also....hast du dich entschieden, was du gerne sehen möchtest?" Er legte den Kopf bei dieser Frage etwas schräg, was das Funkeln in seinen Augen nur verstärkte. Sein Gedächtnis funktionierte also noch. Immerhin.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 04 Jun 2015, 00:43

Er musste es gewusst haben. Der Umstand, dass sie das Spiel seiner Finger am Rand des Whiskeyglases nicht einfach hatte ignorieren können. Die Art, wie sie ihre Körper hatte auf ihn reagieren lassen. Die Zeit, die sie sich für die Details nahm und der Geschichte selbst verweigerte. Die Worte, die immer im rechten oder absolut falschen Moment die Stille brachen. Er musste gewusst haben, wie schwer es ihr fiel an diesem Abend einer Versuchung zu widerstehen. Was auch immer er ihr geboten haben musste, musste Anreiz genug gewesen sein alle guten Vorsätze zu vergessen. Kaltes Bier, Whiskey aus Tennessee und College-Jungs mit breiten Schultern hatten offensichtlich nicht ausgereicht. Oh nein, es hatte schon mehr gebraucht. Ihn.

Sie musste es ebenfalls gewusst haben. Der Umstand, dass ein einfacher Seitenblick nicht ausreichen würde. Die Art, wie er sie agieren und sich selbst vermehrt reagieren ließ. Die Zeit, die er sich für die Geschichte nahm und dem Wesentlichen verweigerte. Die Worte, die immer im rechten und bisher nie im falschen Moment über seine Lippen kamen. Sie musste gewusst haben, wie einfach es für ihn gewesen sein musste der Versuchung an diesem Abend zu widerstehen. Was auch immer sie ihm geboten haben musste, musste allerdings Grund genug gewesen sein alle guten Vorsätze ein wenig lockerer zu gestalten. Kaltes Bier, goldener Whiskey und attraktive Kurven, sowie eine Chance die eigene Männlichkeit zur Schau zu stellen, hatten offensichtlich nicht ausgereicht. Oh nein, es hatte schon mehr gebraucht. Sie.

Vielleicht, vielleicht auch nicht. Sie würde vermutlich nicht darauf wetten wollen, wenn man ihrem schüchternen Zügen Glauben schenken wollte. Ihren bebenden Lippen, auf denen nicht länger nur der Whiskey allein brannte. Ihren wie Schmetterlingsflügel flatternden Wimpern, hinter denen sie sich immer wieder zu verstecken versuchte. Ihren zittrigen Fingern, die sich so unendlich vorsichtig ihren Weg suchten. Es war schwer sich vorzustellen, dass all diese Eigenheiten sich zu einer anderen Zeit verloren haben konnten. Bittersüßliche Vergangenheit. Wer hatte keine? Sie hätte bei der Frage wohl lediglich mit den Schultern gezuckt. Dies war definitiv nicht der richtige Zeitpunkt, um über derartige Dinge nachzudenken. Sie widmete den klimpernden Ringen um ihren Hals jedenfalls nicht den Bruchteil einer Sekunde. Ihre Aufmerksamkeit gehörte einzig dem Farbspiel seiner Augen, sowie den Linien seiner vielsagenden Gesichtszüge.

So sehr, wie er es zu wollen schien, wollte sie es. All das, was sich hier zwischen ihnen abspielte. Als würde sie dem Ausdruck verleihen, was unausgesprochen blieb, ließ sie ihren Emotionen freien Lauf. Sie ließ sich von dem Wirbelwind treiben, den er heraufbeschworen hatte. Zerstörungskraft hin oder her. Es würde sich schließlich schon ergeben, was zu tun war. Sie würde an die Folgen denken, wenn es soweit war. Und bis dahin? Würde sie die warme Hand in ihrem Rücken mit einem wohligen Seufzen willkommen heißen, reichte das nicht? Jegliche Scheu ihre Narben zu zeigen, suchte man vergeblich. Als wäre jede einzelne Linie ein Ehrenabzeichen, eine Erinnerung oder Ermahnung, ein winziger Teil ihrer Geschichte. Etwas, das man nur sah, wenn man aufmerksam las. Selbiges galt eindeutig für die Inschriften auf den Ringen, aus denen kein Geheimnis gemacht wurde. Einen Freund oder Ehemann, der jede Sekunde durch die Tür stürmen könnte, gab es somit vermutlich nicht. Nicht oder nicht mehr? Ihr Bier. Ihre Angelegenheit, die hier und jetzt nicht wichtig schien.

Ihr Blick versank in seinem Anblick, während ihre Fingerspitzen von seinen Wangen in seinen Nacken glitten. Zum Haaransatz, mit dem sie ein träges Spiel und um den sie wahllose Muster zu zeichnen begannen. Und die Mason-Dixon-Linie, aber wen verwunderte das schon? Sie hatte alles gesagt, was gesagt werden musste. Nun war er am Zug. Und er fand eine aufmerksame Zuhörerin in ihr, wie ihr zwischen Lippen und Augen umherspringender Blick signalisierte. Ein simples Nicken und ein Grinsen reichten aus, um seine Worte zu beantworten. Keine Frage, sie glaubte ihm. Das Mädchen aus dem Süden trat gern in Ärsche von bösen Jungs, während der gute Junge von Irgendwo sich nicht darum scherte in wessen bösen Arsch er trat. Kein Grund für lange Diskussionen und große Reden, die sie ohnehin nicht schwingen wollte. Ihre Grübchen nicht verbergen könnend, versuchte sie ihm schließlich dabei behilflich zu sein die Sneaker und das Cap loszuwerden. Wenigstens verhielt sie sich ruhig. Natürlich registrierte ein Seitenblick dennoch, wo das NFL Cap abblieb. Wer wusste schon, wann man es einmal brauchen konnte?


Vielen Dank.Ja, man bedankte sich im Süden offensichtlich für eine Einladung und trat erst dann in einen Raum, wenn dessen Bewohner damit einverstanden war. Sehr höflich, das war sie wirklich. Deshalb starrte sie ihn auch nicht länger an, sondern widmete sich auf angemessene Weise seinen Wohnräumen. Zumindest dem, was sie davon sehen konnte. Nach einer Minute dann wieder dieser Blick in seine Augen. „Wie bereits vermutet, ebenfalls sehr hübsch. Das hier.“ Was sie meinte, blieb mal wieder ihm selbst überlassen.

Als er allerdings auf das Sofa fiel und sie mit ihm, ließ das Funkeln ihrer Augen sich nicht länger verleugnen. Die Luft anhaltend, löste sie ihre Knöchel gerade rechtzeitig, um ihre Knie links und rechts von seiner Hüfte zu platzieren und in die Kissen sinken zu lassen. Cleveres Mädchen. Sie hatte die Oberhand gewonnen. Ein breites Grinsen präsentierend, genoss sie den Blick auf ihn herab einige Atemzüge. Nachdem sie mit einer Hand ein Kissen gegriffen und es ihm angeboten hatte, ließ sie sich jedoch in seinen Schoß sinken.
Hm. Was könnte ich nur sehen wollen?Langsam ließ sie ihre rechte Hand von seinem Nacken den Hals hinab, über seine Schulter und schließlich seinen Oberkörper wandern. Den Druck immer weiter reduzierend, bis einzig ihr Zeigefinger über die Linien seiner Muskeln wanderte.Was hältst du davon, wenn wir sehen, ob es dir gelingt das herauszufinden?

Jede Silbe kam einer Versuchung gleich über ihre Lippen. Der Klassiker? Er würde vorlegen – oder aufschließen? – und sie würde nachlegen? Das Abtasten der Grenzen. Sie tat, was sie wollte. Er tat, was er wollte. Oh ja, das klang doch nur fair.
She's a product of being raised in the country.
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Ain't nothin' like a woman Southern born & bred.

(G.R.I.T.S. - Brantley Gilbert)
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