Late at Night... [offen]


Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 11 Jun 2015, 13:51

Hatte er sich mitreißen lassen oder hatte er sie einfach nur dorthin manövriert, wo er sie haben wollte? War er der Spur des Wirbelsturms gefolgt oder hatte er sie einfach auf der vorgezeichneten Spur abgepasst, der selbst ein Sturm nicht entgehen konnte, weil auch er nur das Produkt größerer Zusammenhänge war trotz aller ihm innewohnenden Gewalt? Genau da, wo er wollte? Denn auch scheinbar unberechenbar zu sein bedeutete keinesfalls frei zu sein. Lediglich, dass noch nicht jedes Rätsel gelöst war.

Am Ende war es doch meist viel einfacher und ließ sich auf die Grundbedürfnisse reduzieren. Sie waren beide erwachsen. Sie wollte etwas. Er wollte etwas. Er wusste das und sie ziemlich sicher auch. War man sich einig blieb man eine Weile zusammen. Manchmal ließ man sich vielleicht sogar auf den Willen des anderen ein. Passte es nicht, ging man eben wieder getrennte Wege. Und manchmal wollte man seinen Willen eben doch haben. Es gab ihn eben, den berühmten point of no return, an dem eben auch der nette Junge von Nebenan nicht mehr ganz so nett war und haben wollte, was man ihm im Aussicht gestellt hatte. Den Punkt, an dem Pizza Essen doch keine Option mehr war. Das hatte dann nur noch mit dem eigenen Willen zu tun. Und so quittierte er ihr Kopfschütteln nur mit einem kurzen Grinsen, das wenig Raum für Interpretationen ließ. Er war genau da, wo er jetzt sein wollte.

Er hatte gehofft, ab einem bestimmten Moment beinahe erwartet, dass diese Nacht etwas besonderes werden könnte. Mehr, als man normalerweise erwarten würde, wenn man aus dem Haus ging, um sich irgendwie zu amüsieren. Eine Nacht, an die man sich vielleicht sogar eine Weile erinnern würde. Aus welchen Gründen auch immer. Sie hatte diese Erwartungen geweckt, schien genau in sein Beuteschema zu passen und enttäuschte sie bisher beileibe nicht.

Bisher bekam er alles was er wollte. Freiwillig und freigiebig. Eigentlich, seit sie ihn angesprochen hatte. Jetzt erst recht. Dass er sich entsprechend revanchieren würde müßte sie glauben oder mochte ihr egal sein. Im Moment jedenfalls ließ er sie tun, was sie wollte und kostete es aus. Was nicht bedeutete, dass er die Finger von ihr lassen könnte. Dazu gab es viel zu viel zu erkunden an ihrem Körper, zu viele Kurven und Rundungen, die angemessener Aufmerksamkeit bedurften. Spielerisch biss er zurück, signalisierte ansonsten jedoch keine weitere Gesprächsbereitschaft. Widmete sich einfach dem Moment und dem was sie taten. Zu viel sollte man wohl auch nicht verlangen. Und es genügte doch auch?

Er spannte sich an, als ihre Hand sich ihren Weg suchte, atmete tief ein und vergaß das Ausatmen, als ihre Fänge etwas später ihren Weg fanden. Sein Brustkorb drückte sich gegen ihre Hand als er den Rücken durchbog, mit fest zusammengebissenen Zähnen lautlos den Kopf zurückwarf. Seine Finger pressten sich dort in ihren Körper, wo er gerade seine Hände hatte, aber Gegenwehr?

Kraft und Willen? Warum sollte er auch nur eines davon aufbringen, wenn ihm der Himmel auf Erden geboten wurde? Daß der Himmel niemals auf Erden sein konnte und niemals sein würde geriet dabei zu einem nebensächlichen Detail, das nie ganz im benebelten Gehirn als Erkenntnis Fuß fassen konnte, als rettender Strohhalm oder Besiegelung des eigenes Untergangs. Zumindest nicht in diesen Momenten.

Denn wer dachte schon nach, wenn Körper und Geist außer Kontrolle gerieten?

Fuck.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 11 Jun 2015, 20:48

Chaos. Wie tausend Funken zerstoben ihre Gedanken, während ihr Körper den Instinkten überlassen wurde. Die Situation zu hinterfragen, seine oder die eigenen Beweggründe zu ergründen und das, was nach diesem Rausch kam oder nicht kommen würde, war nicht länger von Bedeutung, wenn es denn überhaupt je von Bedeutung gewesen war. Nichts ergab mehr Sinn oder Alles ergab plötzlich Sinn? In diesen Sekunden zählte nur noch das Hier und Jetzt. Das, was den Reiz eines jeden Wirbelsturms ausmachte. Das Unberechenbare, Unkontrollierte und Unbeherrschte. Die pure Lust und Gewalt. Ein Exzess des von der Natur oder Gott Gegebenen? Eine Woge der Zerstörung, deren Schönheit den Betrachter nicht nur vor Angst, sondern ebenso vor Ehrfurcht erstarren ließ. Man konnte sich der urtümlichen Anziehungskraft nicht entziehen, weil man ihr nicht widerstehen wollte. Sie führte in Versuchung und reduzierte für einen Augenblick Wünsche und Träume auf die primitivsten Bedürfnisse.

Wie in Zeitlupe liefen die ersten Tropfen des Tiefrots ihre Kehle hinab, veranlassten sie ihre Augen zu schließen und brachten sie zum Stöhnen. Kein Moonshine, der je über ihre Lippen gekommen war oder fließen würde, löste diese Reaktion aus. Diese Sinfonie der Sinne. Das Bedürfnis sich im Staub von Georgia zu wälzen, im Regen auf einer der unzähligen Dirt roads zu tanzen, sich auf der Ladefläche eines Trucks im Mondschein zu lieben oder sich mit Freunden um ein Lagerfeuer zu versammeln. Das Bedürfnis das Leben zu genießen. So zu leben, wie der Auslöser dieses Gefühls, es konnte. Das Leben, der ultimative Höhepunkt. Sugar plum. Joshua …

Sie konnte seine Berührungen spüren. Die Hand auf seinem Brustkorb genügte, um seinen Oberköper an Ort und Stelle zu halten. Er konnte sie spüren. Fühlen, wie die Fingernägel über seine Haut streiften. Dieses Mal ohne Spuren zu hinterlassen. Er hielt sie, so wie sie ihn hielt. Ihr Körper erwachte zum Leben, rieb sich an dem seinen und drückte ihn tiefer in die Polster, als unternehme sie den Versuch Nähe neu zu definieren. Ihr Rücken wölbte sich, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit ihren Oberkörper hochstemmte. Ein letztes Mal fuhr ihre Zunge über seine Haut, um die Spuren ihrer Schuld zu verwischen, ehe sie ihre Lippen als braves Mädchen von seinem Hals nahm. Es gab niemals genug für das Monster in ihrem Inneren, aber genug für das bescheidene Mädchen aus dem Süden. Sie war schließlich klug genug, um zu wissen, was das Eine vom Anderen unterschied.

Sein Geschmack brannte auf ihren Lippen. So intensiv, dass die Erinnerung an den Tropfen Whiskey aus der Bar sie zum Lächeln brachte und einen Teil des Abschiedsschmerzes nahm, den sein Geschmack hinterlassen hatte. Das Leben ging weiter. Um Atem ringend blickte sie einen Moment in seine Augen, als wollte sie verfolgen, wie er in die Realität zurückkehrte. Fasziniert von dem Kontrollverlust, den er ihretwegen durchlebte. Sprachlos, aber mit einem durchaus zufriedenen Lächeln. Glücklich. So glücklich, wie er sie eben in dieser Nacht machen konnte. Er. Nicht … Er.

Ihre Mundwinkel zuckten amüsiert, während sie beide Hände erst zu seinen Schultern brachte und dann um seinen Nacken legte, um sein Haupt langsam ihren Lippen einige Zentimeter näher zu bringen. Für einen Abschiedskuss, wie es schien.
Wirklich ganz gut, Sugar plum. Sie machte sich nicht die Mühe das Lachen, das diese Worte heraufbeschworen, zu unterdrücken. Oh nein. Stattdessen funkelten ihre grauen Augen ihn abermals bloß frech an, bevor sie sich aufrichtete und sich blinzelnd umsah. Orientierungslos? Nur solange, bis sie ihre Jeans auf dem Boden wieder entdeckte. Das Longsleeve hingegen suchte sie vergeblich. Es war verloren. Irgendwo in dem Chaos des Schlachtfelds ihrer Wahl, das nun still geworden war. Die Konföderierten begannen den taktischen Rückzug zu planen. Warum? Weil sie machte, was sie wollte. Und weil das hier eben nicht ihr Haus war, in dem ihre Regeln galten …
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 12 Jun 2015, 20:46

Er hatte gehofft, ab einem bestimmten Moment beinahe erwartet, dass diese Nacht etwas besonderes werden könnte. Mehr, als man normalerweise erwarten würde, wenn man aus dem Haus ging, um sich irgendwie zu amüsieren. Eine Nacht, an die man sich vielleicht sogar eine Weile erinnern würde. Aus welchen Gründen auch immer. Sie hatte diese Erwartungen geweckt, schien genau in sein Beuteschema zu passen und enttäuschte sie bisher beileibe nicht.

An diese Nacht WÜRDE er sich erinnern. Ganz eindeutig.

Er würde sich sicherlich nicht nachsagen lassen, er habe viel anbrennen lassen in seinem Leben aber von Drogen hatte er aus diversen Gründen immer konsequent die Finger gelassen. Also fehlte ihm der direkte Vergleich, aber das hier....das könnte eine werden, wenn man nicht aufpasste.

Er hörte ihr Stöhnen genauso wenig, wie sein eigenes und ihm war auch nicht wirklich bewusst, dass er sich fest genug an sie klammerte, um nun seinerseits Spuren zu hinterlassen, als wolle er dafür sorgen, dass sie nicht aufhörte, der Kontakt nicht abbrach und dieses Gefühl endete, das zu schön war, um wahr zu sein. Nur, dass dieser Zweifel niemals aufkommen würde. Nicht, wenn es zu spät war, so wie jetzt. Jetzt konnte sie gar nicht nahe genug sein, konnte er nicht genug bekommen von ihr und dem, was sie tat, wollte er sie ganz für sich, durfte das hier ewig dauern. Scheiss auf den Rest der Welt.

Schwer atmend sackte er in die Kissen zurück, als sie endlich von ihm abließ. Mit geschlossenen Augen lag er einen Moment einfach nur da und versuchte zu Atem zu kommen und sich zu sortieren. Was gerade passiert war - was nicht nicht. Langsam löste er seinen Griff von ihr, zumindest so weit, dass es nicht mehr unangenehm sein dürfte und öffnete die Augen. Er wirkte desorientiert und benommen, zumindest für ein paar Augenblicke, die er brauchte, um wieder auf dem Boden der Tatsachen anzukommen. Um vom Himmel zur Erde war es nun mal ein langer Weg. Aber runter kamen bekanntlich letzten Endes alle. So auch er. Verwirrt wich er ihrem Blick aus, während sich sein Atem nur langsam beruhigte, als wüsste er nicht, ob ihm das hoffnungslos peinlich sein oder er das einfach nur verdammt geil finden sollte.

Seine Hände blieben trotz allem auf ihren Hüften, als wolle er sie noch nicht allzu schnell gehen lassen. Allerdings fehlten diesmal ihm die Worte. 1:3. Auch ihr Lächeln mochte er diesmal nicht so recht erwidern, als versuche er sich noch daran zu erinnern, wie das funktionierte.


"Oh. Fuck." brachte er schließlich hervor und fasste seinen letzten halbwegs klaren Gedanken damit in Worte. Welcher die Situation technisch gesehen wohl trotzdem nicht ganz korrekt zusammenfasste. "Was war das denn?"
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 12 Jun 2015, 22:06

Sie war ganz sicher nicht gekommen, um zu bleiben. Das galt sowohl für Illinois, als auch für Chicago, die Bar, in der sie sich vor so kurzer Zeit erst über den Weg gelaufen waren, und Joshua‘s Wohnung. Seine Arme. Dennoch rührte ihr Körper sich nicht, blieb ihr Blick auf ihn gerichtet und ihre Fingerspitzen auf seiner Haut. Als wäre sie genau dort, wo sie hingehörte. Nein. Genau dort, wo sie in diesem Augenblick sein wollte. Nirgendwo anders? Sie war eine schlechte Lügnerin. Schon immer gewesen, wenn sie ganz ehrlich war. Es hatte nie viel gebraucht, um die Wahrheit zu finden, wenn man ihr nur deutlich genug ins Gesicht sah. In die grauen Augen, die in diesen Minuten beinahe sehnsüchtig das lebendige Schauspiel seiner Gesichtszüge verfolgten. All das, was den braven Jungen ausmachte. Das, was ihn von all den Anderen unterschied, in deren Gesichter sie geblickt hatte. Er war einzigartig, wie jeder Mensch einzigartig war. Lebendig.

Sie war genauso in sein Leben getreten, wie sie war. Unbewusst begannen ihre Finger über die Wärme seiner Haut zu streichen, um zu verhindern, dass er ihr Zittern spüren konnte. Die Unsicherheit, die die Sicherheit verbarg. Die Geheimnisse – und die Schuld. Er würde sich vielleicht an sie erinnern. An das Mädchen aus dem Süden mit dem Akzent, der einen Mann die Knie weich werden ließ, und das so voller Leben war, das ihre Boots den Staub aufwirbelten wo auch immer sie sie gerade hintrugen. Das Mädchen, dessen Haut nach Staub schmeckte und nach Pfirsichen und Zimt duftete. Ein Hook-up, der alsbald von einem anderen abgelöst werden würde. Neuen Erinnerungen für ihn, während ihre Gedanken sich an die Vergangenheit klammerten. Das, was schon immer gewesen war und immer sein würde. All das, was das Mädchen aus dem Süden ausmachte. Das, was sie von all den Anderen unterschied. Sie war lebendig, weil sie sich so fühlte und an dieses Gefühl erinnern würde.

So, wie sie sich an das Brennen von Erdbeer-Moonshine auf ihren Lippen und die Hand ihres Großvaters auf ihrer Schulter erinnerte. Das Kribbeln in ihrem Bauch, als sie zum ersten Mal geküsst wurde. Und die Wut im Bauch, als sie zum ersten Mal versetzt wurde. Und so Vieles mehr. Es war alles dort, wo es sein sollte. Hier, ganz nah bei ihr. Wie Joshua. Sie konnten spüren, wie sein Griff sich löste und er sie losließ. Wieder freiließ. Weder hatte sie gezuckt, als seine Finger Spuren hinterließen, noch als sie von ihrer Haut abließen. Sie war nicht zerbrechlich. Nicht zart, sondern zäh. Geformt aus dem rotem Lehm, an dem ihr Herz so offensichtlich hing. Selbst wenn alles Andere verloren wäre, wäre darauf Verlass. Scheiss auf den Rest der Welt, huh?

Die Realität würde sie einholen. Irgendwann. Er schlug seine Augen auf. Diese Kombination aus Braun und Grün, die einfach nicht zu ihrem Grau passen wollte und ihr allem Anschein nach dennoch gefiel. Weil sie eben machte und mochte, was sie wollte. Erst als er ihrem Blick auswich, entwich ihren Lippen ein unfreiwilliges Auflachen. Nicht anklagend, aber eben doch deutlich Bescheid wissend. Oh ja. Sie wusste eindeutig, was ihm durch den Kopf ging. Und sie war eindeutig nicht daran interessiert aus der entspannten Situation eine peinliche werden zu lassen, in dem sie nun ebenfalls ihre Augen abwandte oder unwissend tat. Oh nein. Wie immer stellte sie sich den Tatsachen mitten in den Weg, mit einem breiten Grinsen und sturem Blick, wie es sich gehörte. Taten sagten ohnehin mehr über einen Menschen aus als tausend Worte.

Ihm Zeit verschaffend, vielleicht auch sich selbst, wenn sie ganz ehrlich war, ließ sie ihre Finger weitere Kreise ziehen. Auf ihm, an ihm. Solange, wie sie es noch sein konnten oder noch sein durften. Erst als er endlich in der Lage war die eigene Sprachlosigkeit zu überwinden, stoppte das Spiel.
Ich würde sagen“, begann sie schließlich.Wir haben soeben herausgefunden, ob man hier dasselbe unter Spaß versteht wie im tiefen Süden. Aber - Da war es wieder, dieses Aber, das ihre Augenbraue in die Höhe wandern und ihr Grinsen schräg werden ließ.Wenn du wirklich fragen musst, was das war, dann schätze ich liegt die Antwort wohl irgendwie auf der Hand?

Abermals zuckten ihre Mundwinkel bei der so typischen Mehrdeutigkeit ihrer Worte, die diesen Abend bestimmt hatte. Manche Dinge änderten sich eben nie. Auch machte sie noch immer keine Anstalten ihn zu verlassen, obwohl sie ihrer Jeans einen weiteren unsicheren Seitenblick zuwarf, als könnte sie sich tatsächlich nicht recht entscheiden, was zu tun war. Gehen oder noch bleiben? Wann war der rechte und wann der falsche Moment? Wann würde die Realität sie einholen …
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 13 Jun 2015, 00:38

Einatmen. Ausatmen. Einatmen. Ausatmen. Wieder und wieder. Eine ruhiger und langsam flacher werdende, gleichmäßige Auf- und Abbewegung seines Brustkorbs unter ihren wandernden Fingern. Fast schien es, als könne er seine Atmung bewusst kontrollieren und täte gerade genau das, um halbwegs wieder runterzukommen und sich endgültig zu sammeln. Eine scheinbar schlichte Übung, um die Kontrolle wieder zu erlangen über all das, was sie gerade in Chaos verwandelt hatte. Am Ende doch mitgerissen von dem Sturm, der sie war, oder? Aber was sollte es. Aufstehen. Staub abklopfen. Weitermachen.

Dennoch wich er ihrem Blick noch einen Moment weiter aus, folgte stattdessen den Mustern, die sie auf seiner Haut malte, als könne er erraten, ob sie Sinn machten oder doch nur völlig unwillkürlich waren, Ausdruck ihrer Ruhelosigkeit, die sie in jeder Sekunde heimzusuchen schien. In jedem Fall gab es ihm Zeit. Zeit, gegen die er nichts zu haben schien und gerne hinnahm. Seine Hände hingegen blieben ruhig, lagen weiter locker auf ihren Hüften, nur mit den Daumen strich er sacht über ihre weiche Haut dort, unbewusst vielleicht. Sie war frei aufzustehen und zu gehen. Jederzeit, wenn sie das wollte. Er würde auch jetzt keinen Druck ausüben. Aber sie dürfte auch gerne noch etwas bleiben, wenn es das war, was sie wollte. Sie wäre willkommen. Ihre Entscheidung.


Schliesslich suchte er dann doch ihren Blick, immer noch schweigend. Ein Schatten der Wachsamkeit stand wieder darin, die sie schon vorher in seinen so unstet gefärbten Augen hatte beobachten können. Einer Wachsamkeit, die verriet, dass er es gewöhnt war, seine Umgebung aufmerksam zu betrachten und das, was in ihr vorging. Der ihr Blick zu ihrer Jeans vermutlich trotz allem nicht entgangen war, vielleicht nicht einmal ihre Unsicherheit. Deswegen die stumme Versicherung seiner Hände? Ein Schatten, der auch verriet, dass er nicht gerne die Kontrolle verlor und daran zu knabbern hatte, das genau das geschehen war. Und doch in diesem Fall einfach nichts daran finden konnte. Was umso beunruhigender war.

Ihr Longsleeve blieb derweil verschwunden. Es tauchte nicht auf wundersame Weise irgendwo auf und war in Reichweite, würde beruhigenderweise den reibungslosen Rückzug ermöglichen und alle vorstellbaren oder bereits vorgestellten Szenarien, die mögliche und unmögliche Teile seiner Kleidung einschlossen in gnädige Ferne rücken. Chaos war eben Chaos. Und nichts und niemand verließ ein Schlachtfeld gänzlich unversehrt. Niemals. Irgendetwas oder irgendjemand blieb immer zurück.


Einen Moment noch sah er sie stumm an, las in ihrer Mimik, schloss kurz die Lider, öffnete sie wieder, langsam, als sei er müde oder angetrunken, dann schien er sich entschieden zu haben, wie er mit dem Ganzen umgehen sollte und lachte leise auf ihr freches Grinsen, ihre Worte hin. Warm und ehrlich, nicht anders als vorher auch. Humor war schliesslich, wenn man trotzdem lachte, hmm? Und sollte sie sich nicht wehren, das würde er akzeptieren, wie schon den ganzen Abend, würde er sie zu sich, auf sich ziehen und sie in die Arme schliessen. Mehr Körperkontakt herstellen als nur durch ihre Finger. Warm und lebendig. Den Kopf an ihrem Hals vergraben und tief einatmen. Pfirsich und Zimt. Zu gut, um wahr zu sein. Aber eine verdammt lebensechte unmögliche Wahrheit. Nicht fragen, nur wundern und ausnutzen. Das böse Erwachen kam früh genug.

Als er schliesslich doch sprach, dicht an ihrem Ohr, war das Lachen immer noch in seiner Stimme zu hören. Amüsiert und selbstironisch, wie sie es schon gehört hatte. Als habe sich nichts geändert. Zurück auf bekanntem Terrain."Honey. Du machst mich fertig."

Ja. Sozusagen. Das mit dem Spaß im Süden musste er wohl noch mal üben.
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 13 Jun 2015, 10:53

Ihre Augen ließen nicht von ihm ab. Ihre Wangen waren gerötet, die eigene Atmung unregelmäßig und doch unternahm sie keinen Versuch daran etwas zu ändern. Wie ein Kind, das zu schnell gerannt war und nun vor Aufregung vergaß Luft zu holen, sondern immer wieder danach schnappen musste. Ein Wildfang, der das Brennen in der Lunge gewohnt war und sich nicht verschlucken würde. Nein, es gab wirklich keinen Grund für sie um Kontrolle zu ringen. Fasziniert verfolgte sie stattdessen lieber, wie seine Atmung sich beruhigte und er sich zu beruhigen versuchte. Gemeinsamkeiten gab es, wenn überhaupt, wohl nur wenige zwischen ihnen, aber das schien sie nicht im Geringsten zu stören. Es wirkte vielmehr, als gefiel ihr das Ungleichgewicht, das sie darstellten. Der Reiz, der mit der Vorstellung sein Leben durcheinander zu bringen einherging. Den Anblick den er bot, wenn er entschied wieder aufzustehen und den Staub abzuklopfen. Genauso, wie sie es getan hätte. Eine einzelne Gemeinsamkeit?

Die Linien, die ihre Finger auf seiner Haut zogen, waren zunächst nicht mehr als ein Ausdruck dessen, was sein Körper ihr vorgab. Träge folgten sie den Erhebungen und Senkungen, bis sie seinen Blick bemerkte. Mit einem fast schon verträumten Lächeln begann sie die Linien bestimmter zu ziehen und ihre eigenen Wege laufen zu lassen. Tennessee, das schließlich in eine detailverliebte Darstellung Georgias überging, ehe es sich in einer weitaus liebloseren Betrachtung Illinois verlor. Vielleicht würde er die eine oder andere Form erkennen, vielleicht auch nicht. Ihre Hand stoppte jedenfalls über der Stelle, die noch vor wenigen Sekunden Georgia gewesen war, während ihre Finger Tennessee liebkosten. Seine Haut. Eine Geste, wie die seiner Finger auf ihrer Hüfte, unbewusst sein konnte, aber nicht sein musste. Wer wusste schon, was das Herz tatsächlich begehrte?

Sich mit einem Blinzeln aus den Gedanken reißend, blickte sie sich nach einigen Minuten abermals um. Sie konnte wahrlich keine zwei Minuten sillsitzen oder liegen. Insbesondere wenn man bedachte, dass es bei dem unberechenbaren Verlauf des Abends sicherlich noch nicht spät oder bereits wieder früh sein konnte. Immerhin rührte sie sich nicht weiter, sondern wiederstand dem Drang aufzuspringen, ihre Kleidung zusammenzusuchen und durch die Tür zu verschwinden. Es konnte viele Gründe dafür geben, aber man wollte einfach nicht glauben, dass sie an seiner Seite bloß Zeit totschlug oder niemand zuhause auf sie warten würde. Einsam war sie sicherlich nicht. Und wenn, dann hätte es sie sicherlich nicht gestört. Oh nein, sie blieb aus freiem Willen. Oder gar aus Höflichkeit? Wie dem auch war, sie mochte seine Gesellschaft offensichtlich und machte kein Geheimnis daraus. So verdammt ehrlich, wie sie eben war.

Mit mehr schlecht als recht gespielter Erleichterung, ließ sie sich von ihm herunterziehen, nachdem er ihr dieses ebenso ehrliche Lachen geschenkt hatte. Seinen Körper unter dem ihren begrabend, ihre Stirn auf die seine legend und ihr Haar wie einen Vorhang fallen lassend, als wären sie für ein paar Sekunden allein auf der Welt. Ohne Vergangenheit, ohne Zukunft. Gefangen im Augenblick. Obwohl sie ihn nicht in die Arme schloss, war die Geste eindeutig. Nicht fremd, aber auch nicht vertraut. Sie waren sich näher, als zuvor. Während er seinen Kopf vergrub, rührte sie sich nicht. Als wären ihre Gedanken meilenweit entfernt, zuckte sie bei seinen Worten zusammen, ehe sie den eigenen Schreck mit einem heiseren Lachen beiseiteschob.
Gern geschehen, Sugar plum.Die Worte klangen aufrichtig, die Stimme belegt.

Ihre Ausreden, die keine Worte brauchten. Den Kopf neigend sah sie ihm in die Augen, warf ihm einen vielsagenden Seitenblick zu. Sie hörte diese Worte nicht zum ersten Mal und es würde nicht das letzte Mal sein, wenn man ihrem Grinsen vertrauen wollte. Es war schwer das zu deuten, was sich in dem Grau ihrer Augen fand. Vielleicht war es keine Wachsamkeit, sondern eher höfliches Misstrauen, das einem Fremden im Süden eben entgegengebracht wurde. Zurückhaltung, die bei dem Einen wohl den Wunsch auslöste Entspannung und Wertschätzung und Vertrauen zu sehen. All das, was nicht über Nacht aufbauen ließ. Während der Andere sich wohl fragte, wie Leidenschaft und Unsicherheit aussahen. All das, was ein hitziges Temperament in Sekunden zeigen und unberechenbar sein konnte. Nur wer würde diese Dinge schon freiwillig offenlegen? Seine Hände nicht nur ihre nackte Haut, sondern Seele berühren lassen?


Wenn das allerdings schon ausreicht, um dich fertigzumachen, dann sollte ich wohl davon abraten deinen süßen Hintern je in den tiefsten Süßen zu schaffen. Ihr freches Grinsen sprach Bände.Was andererseits jedoch überaus bedauerlich wäre, weil dir dann der ganze Spaß, den wir da unten in unserer Freizeit so haben, entgeht.Kein Zweifel, so wie ihre Augen funkelten und ihr Lächeln strahlte, würde sie selbst Nichts und Niemand davon abhalten in den tiefen Süden zurückzukehren. Ob er verstand oder nicht, lag wohl daran, wie überzeugend die Kostprobe dessen, was unter Spaß verstand, gewesen war…
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 13 Jun 2015, 21:30

Eigentlich hätte er es wissen können.

Eigentlich hätte er es wissen können und sich keine Gedanken machen müssen. So war sie eben. Oder besser, so hatte er sie an diesem Abend kennengelernt. Wie und wer sie war entzog sich ihm trotz aller Hinweise, die sie ihm gab. Schon allein durch die Kürze der Zeit. Denn mit der Haut entblößte man schließlich nicht auch seine Seele. Und sollte es auch nicht, wenn sie unversehrt bleiben sollte. In solchen Nächten hatte man seinen Spaß, gemeinsam Spaß und dann ging man seiner Wege. Vielleicht traf man sich wieder, vielleicht auch nicht, aber diese Nächte waren für den Moment und nicht für die Zukunft. Und was musste man schon wissen, wenn es nichts zu planen gab?

Also hätte er es eigentlich wissen können, denn so verhielt sie sich schon den ganzen Abend. Sie ging ihren Weg und sie tat, was sie wollte und ließ sich nicht aufhalten und schon gar nicht irritieren, weil sie WUSSTE, was sie wollte. Und wenn sie im Weg stehen wollte, dann stand sie eben im Weg, hmm? Dann nahm sie es mit dem auf, was da kam und ließ kein Ausweichen zu. Oder sie riss eben mit. Was sollte es also? Es war wie es war und dann machte man eben das Beste daraus.

Im Gegensatz zu ihr schien er sehr wohl ruhig liegen, den Moment genießen zu können, ohne schon einen Schritt weiter zu sein. Während sie schon zu laufen schien, obwohl sie noch saß, schon der nächsten Straße folgte, obwohl sie sich immer noch auf einem ihre fremden Sofa befand. Eine gewisse Ruhe schien ihm zueigen, das Wissen, dass der nächste Schritt schon kommen würde, wenn es Zeit dazu war und dass es genügte, ihn auch erst dann zu gehen. Und das man es dann mit voller Aufmerksamkeit tun konnte. Dass sie so völlig anders war schien nichts anderes als Faszination auf ihn auszuüben, den Wunsch zu wecken, dem auf den Grund zu gehen.

Im Moment jedenfalls schien er völlig zufrieden damit, sie zeichnen zu lassen und dabei als Leinwand für ihre Wünsche zu dienen. Vielleicht mochte er auch einfach nur ihre Berührungen. Nun ja, die mochte er ganz sicher. Ihre Anwesenheit. Wer konnte schon wissen, was ihn antrieb außer im selbst? Dafür müsste man fragen. Und warum sollte sie das tun? In jedem Fall mochte er ihre Anwesenheit. Machte seinerseits keinerlei Anstalten, sie von sich herunter und dann fortzuschicken. Sich bitte anzuziehen, gerne zügig und nun doch bitte seine Wohnung zu verlassen und ihrer Wege zu gehen. Immerhin hätten sie ja nun beide, was sie wollten. Zumindest er. Was sie hatte. Eigentlich wusste er das gar nicht genau, oder?

Irgendwie fühlte er sich müde. Fast ein wenig benommen. Gleichzeitig geradezu überreizt. Kein Wunder nach dem, was gerade passiert war. Glaubte er. Irgendwo im Hinterkopf geisterte der Gedanke herum, dass das vielleicht nicht ganz normal war, er sonst nicht derartig die Beherrschung verlor, aber so recht beunruhigen wollte ihn das einfach nicht. Immerhin trug er auch nicht jede Nacht und auch nicht jede Woche eine derart faszinierenden Südstaatenschönheit nach Hause. Da konnte man doch schon mal...oder? Später. Dafür wäre später Zeit. Vielleicht. Wenn sie weniger greifbar wäre und er wieder klar denken könnte. Aber jetzt...

Ein wenig gedankenverloren strich er über ihren Rücken, auf und ab, eine beinahe liebevolle Geste, wie eine Einladung, es nicht allzu eilig zu haben, keinesfalls beiläufig. Und doch ohne Druck, nichts mit dem er sie Festhalten konnte oder wollte. Sie musste sich wohl keine Sorgen machen, dass er versuchte, allzu anhänglich zu werden. Aber er nahm mit, was er haben konnte. Durfte.

Sie konnte es kaum sehen, aber er musste lächeln, als sie zusammenzuckte, er den Moment der trauten Zweisamkeit mit seinen Worten wenn schon nicht wirklich unterbrach, dann doch ein wenig störte. Was ihn seinerseits ein wenig zu überraschen schien, als habe er nicht erwartet, dass sie so abgelenkt sein könnte.

Dieses Lächeln wurde zu einem schiefen Grinsen, gepaart mit hochgezogenen Brauen, als er in ihre strahlenden Augen sah, deren kühle verlässliche Farbe viel besser zu ihm zu passen schien wie das unstete Grün und Braun zu ihr. Wenn Augen denn wirklich etwas über den Charakter eines Menschen verraten könnten.
"Gib mir noch einen Moment, Honey, und du darfst mir gerne noch mehr zeigen. Ich sagte doch, ich kann ein gelehriger Schüler sein."

Taktischer Rückzug sah wohl anders aus und Übung machte den Meister, hmm?
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 13 Jun 2015, 23:42

Er hätte es wissen können, während sie es hätte wissen müssen. Wissen, auf wen sie sich einließ. Wissen, wem sie nachhause folgte. Wissen, dass das Spiel nach dem ersten Kuss gefährlich wurde. Wissen, wann der richtige Moment zum Gehen gekommen war. Wissen, warum dieser Augenblick nicht andauern konnte. Wissen, warum sie nicht bleiben sollte. Aber – Sie blieb.

Gegen jegliche Vernunft blieb ihr Körper an den seinen gepresst, um noch ein wenig seiner Wärme zu stehlen. Wider besseren Wissens zeichneten ihre Finger auf seiner Haut Linien, die nicht für seine Augen bestimmt waren. Sie hatte nichts zu verbergen. Das Mädchen, das sie einst gewesen war, hatte keine Geheimnisse. Nichts, was andere Mädchen nicht auch unter ihren Kissen, in den Ecken ihres Kleiderschranks und in den Schubladen ihres Schreibtisches verbargen. Das Monster hingegen hatte so viele Geheimnisse, das es sich nicht die Mühe machte sie mit Anderen zu teilen. Alles, was andere Monster nicht auch taten, hatte es gesehen, gehört und getan. Und diese Geschichte würde eine kurze sein. Wozu sich also Vorwürfe machen? Wozu sich vom Leben abwenden?

Er hätte sie für egoistisch halten können, während sie sich allem Anschein nach noch immer selbst darüber wunderte, was sie tat und getan hatte. Sie hatte sich offensichtlich in dem Moment verloren. Und hatte sich gefragt, wie seine Finger sich auf ihrer Haut anfühlen und wie lange seine Lippen brauchen würden, um den letzten Zentimeter zu überwinden. Sie hatte sich nicht stoppen können. Unaufhaltsam hatte der Abend damit enden müssen, dass Gegensätze sich anzogen. Wie zu einem der Lagerfeuer, die die Nächte in den Kleinstädten im Süden erhellten, hatte sie Benzin mitgebracht und es ohne zu zögern über das Holz gekippt. Zuviel Benzin? Gedankenverloren lehnte sie ihren Kopf an das Polster. Nicht seine Schulter, denn das wäre vielleicht zu intim gewesen. Entgegen des offenen Lächelns, das ihre Augen schmal werden ließ, wirkte sie nahezu übervorsichtig. Irgendwie schüchtern und unbeholfen, als wüsste sie nicht, wie sie sich ihm gegenüber verhalten sollte. Was war richtig, was falsch? Sie wusste es nicht, weil zwar nicht sein Körper, aber er ihr nach wie vor fremd war.

Für einige Wimpernschläge sah sie ihn einfach nur an, ehe sie ihre Hand hob und mit gerunzelter Stirn die die Falten auf seiner Stirn glättete, die sich formten während er mit der Erschöpfung rang. Offensichtlich gefiel ihr nicht zu sehen, zu was ihre Gesellschaft geführt hatte.
Du siehst müde aus, Sugar plum.Sie nicht. Eine Feststellung und keine Frage. Beiläufig ließ sie ihre Fingerspitzen durch sein Haar streifen, während sie das Gefühl seiner Hände auf ihrem Rücken genoss. All diese kleinen Zeichen der Zuneigung eines Menschen, der sie nicht mochte, weil sie Familie war, sondern weil sie noch immer menschlich war. Menschlich genug.

Konnten Augen tatsächlich etwas über den Charakter aussagen, dann wäre der Ausdruck der Verwunderung den ihre grauen Augen seinen Worten schenkten, eine die Regel bestätigende Ausnahme. Offensichtlich hatte er sie eiskalt erwischt? Nur in seinen Träumen. Grinsend hob sie ihren Zeigefinger, um damit in der Luft eine verneinende Hin-und-Her-Bewegung zu vollführen
. „Ich glaube, du hast für’s Erste wirklich genug.Als wären sie noch immer in der überfüllten Bar, brachte sie ihre Lippen an sein Ohr und hauchte sie die nächsten Worte in eben jenes. Der schwere Südstaatenakzent überzog jede Silbe mit einer Schicht aus Zucker.Dein Eifer stellt meine Geduld und guten Manieren allerdings auf die Probe.Die süßeste Versuchung, seit es Pfirsicheistee gab?

Zwei Atemzüge konnte er hören, bevor sie tatsächlich spielerisch in sein Ohrläppchen biss. So dreist, wie er es inzwischen von ihr gewohnt sein musste? Mit einem Lachen fiel ihr Kopf in den Nacken und zurück in das Polster. Es klang zwar nicht direkt unbeschwert, aber deutlich entspannter als zuvor. Dass ihre Ketten und Ringe dabei auf seiner Haut lagen, schien sie nicht zu stören. Sie gewöhnte sich vielleicht nur schwer an seine Nähe, aber man konnte sich schließlich an alles gewöhnen. Irgendwann. Zeit, die sie nicht hatten … Leben auf der Überholspur, huh?
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Joshua Callahan » 14 Jun 2015, 12:08

Kunst. Kunst wollte etwas vermitteln und trug immer einen Teil des Künstlers in sich. Kein Werk konnte sich jemals ganz von seinem Meister lösen und kein Meister jemals ganz von seinem Werk. Die Handschrift blieb, egal wie man sie zu verschleiern versuchte. Versuchte sie also genau das tatsächlich nicht? War alles genau so, wie sie es ihn sehen ließ? Das Mädchen aus dem Süden, das genau den vermisste? Müßig, darüber nachzudenken.

Es waren ihre kleinen Gesten, die Erfolge zeigten. Er schloss schließlich doch die Augen und entspannte sich sichtlich, als sie mit den Fingern über seine Stirn strich. Und vielleicht ließ er seine Augen ein klein wenig zu lange geschlossen, bevor er sie langsam wieder öffnete und sie ansah."Mhmh, hab in letzter Zeit viel zu tun." Immerhin kein völlig unglaubwürdiges Dementi, dass sie ihm ohnehin nicht abgenommen hätte und er sich selber erst recht nicht. Er schloss die Augen erneut, als er ihre Finger in seinen Haaren spürte. Ob er sie schlicht gerade nicht mehr offenhalten konnte oder ihre Berührung auskostete, einen Sinn ausschaltete, um die anderen umso sensibler zu machen, musste dabei wohl sein Geheimnis bleibe. In jedem Fall nahm er dankbar mit, was sie ihm bot.

Seine Hände blieben in Bewegung, strichen warm und ein wenig rauh über ihre weiche Haut, immerhin ein untrügliches Zeichen, dass er noch nicht eingeschlafen war. Sorgte dafür, dass möglichst viel Kontakt zwischen ihnen bestehen blieb, als spüre er, dass sie seine Wärme wollte, als wolle er ihr vergewissern, dass der Moment zu gehen, noch nicht gekommen war, wenn sie es nicht wollte. Als wolle er mit Sicherheit, die er bot, ihre Unsicherheit aufwiegen. Wenn dem denn wirklich so war. Schließlich konnte er keinen einzigen ihrer Gedanken auch nur erahnen. Gegensätze zogen sich also an? Manchmal scheinbar schon. Und ergänzten sich. Ob sie wollten oder nicht.

Irgendwann schaffte er es dann doch, sie wieder anzusehen.
"Richtig. Fürs Erste, Honey." Erklärte er im Brustton tiefster Überzeugung und gab damit doch noch halbwegs erfolgreich den Unverwüstlichen, wenn da nicht dieses Funkeln in den Augen gewesen wäre, das Wissen, das genau das jetzt den allgemeinen Erwartungen entsprach. Auch wenn Allgemeinheiten und Standards nun wirklich nicht diesen Abend geprägt hatten. Gott, er redete zuviel. Gerade eben hatte er völlig die Kontrolle über sich verloren, so sehr, dass er sich nicht mal genau daran erinnern konnte, was eigentlich passiert war. Ob er es nun auch noch schaffte, dabei einzuschlafen? DAS wäre mal eine wirklich beeindruckende Leistung. Konzentration, Junge. "Und was ist mit dir, hmm?" Zog er sie dann lächelnd auf und ließ eine Hand tiefer gleiten, zupfte an der weißen Spitze, die er ihr gelassen hatte, nur um dann zu lachen, als sie sprach und dann auch noch in sein Ohr biss. Das konnte man vielleicht doch schon als Antwort gelten lassen. Und als Einladung.

"Ich mache selten leere Versprechungen." Stellte er in etwas zu ernstem Tonfall fest, der genau deswegen irgendwie nicht ernstzunehmen war und bezog sich damit wohl darauf, dass er ja immerhin angekündigt hatte ein gelehriger - eifriger - Schüler sein zu wollen, wohl eher weniger auf sein Verhältnis zu Versprechungen im allgemeinen. "Selten. Von nie würde ich gerade nicht sprechen wollen." Immerhin konnte er scheinbar über sich selber lachen. Immer noch grinsend hob er eine Hand und schob sie in ihre Haare, zwischen ihren Kopf und die Polster des Sofas und zog sie zu sich, um ihr einen innigen Kuss zu geben, bevor er sie sachte etwas an sich herunterschob, damit sie nun doch den Kopf auf seine Schulter legen konnte, und vielleicht auch neben ihn legen konnte, wenn sie wollte.

"Bequemer?" fragte er, während er sich selber eine etwas andere Position suchte, ohne sie dabei loszulassen. Die Ringe und die Ketten hatte er sicherlich bemerkt - bemerken müssen - aber er ging darauf nicht ein. Das war ganz allein ihre Sache und ihre Entscheidungen. Ihr Leben. Das ging ihn nichts an, so wie sie der Rest seines Lebens nichts anging. Sie teilten diesen Abend. Mehr nicht. Der Rest blieb außen vor. Mochte es sie oder ihn betreffen. Und so würde es ziemlich sicher auch bleiben. Umso weniger konnte man bereuen. Und darum ging es doch, oder?
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Re: Late at Night... [offen]

Postby Candace Reed Harper » 14 Jun 2015, 19:34

Ihr Lächeln wurde weich, als seine Augen sich schlossen und er sich unter ihren Berührungen entspannte. Losließ. Seine Worte verloren sich in ihrem Schweigen, als hätte er sagen können, was auch immer er wollte. Sie hätte Nichts hinterfragt oder angezweifelt – und geglaubt. Stattdessen verlor sie sich in den Berührungen, dem Geräusch seiner Atmung und den Blicken, die er mit seinen geschlossenen Augen weder bemerkte noch erwidern konnte. Darum ging es schließlich auch nicht mehr, sondern einzig um das Auskosten der Ruhe nach dem Sturm. Dem Gefühl, das er zwar nicht mehr wecken konnte und an das sie sich dennoch erinnern konnte. Die Bilder eines anderen schwülen Sommers im Süden, die er ohne es zu wissen zurückbrachte. Die Bilder dieses Moments, die er ihr zum Geschenk machte. So kostbar, das sie nicht einen Moment ihre Augen schließen und jede seiner Eigenheiten bewahren wollte. Für sich. Für einen anderen Moment, in dem die Ruhe nach dem Sturm die Ruhe vor dem Sturm wäre.

Sie genoss die Ruhe, die er ausstrahlte. Die Geduld, die er ihrer Ungeduld entgegenbrachte. Die Sicherheit, die sie nicht brauchte, aber auch nicht geben konnte. Den Kontakt, dem sie sich nicht entzog, aber den sie auch nicht initiieren konnte. Die Gesten, die sie zu einem Menschen machten. Er spürte vielleicht, wie sie ihren Kopf hob und zur Tür blickte, während er gegen Erschöpfung und Müdigkeit ankämpfte. Das Spiel mit dem Gedanken, sich in aller Heimlichkeit zur Tür und aus dem Haus zu schleichen. Barfuß und erst nachdem die Tür ins Schloss gefallen war in ihre Kleidung schlüpfend, weil sie ihn nicht aufwecken wollte. Nicht zu einem Störfaktor werden wollte, sondern erhobenen Hauptes aus seinem Leben treten. So unerwartet und wild, wie sie in sein Leben getreten war. Mit einem ehrlichen Lächeln auf den Lippen und schwungvollem Schrittes, weil sie nicht mehr als Staub in seinem Leben war, der sich noch nicht gelegt hatte.

Solange, bis er es schaffte sie wieder anzusehen. Vielleicht hatte er ihre Pläne durchschaut, vielleicht auch nicht. Sie fühlte sich nicht schuldig, aber musste aufgrund der Ironie auflachen. Zu früh, um als eine Reaktion auf seine Worte zu gelten, aber vielleicht hatte sie auch irgendwie geahnt, was er sagen wollte? Es sah ganz danach aus.
So so.Große Worte, die er aus Überzeugung sprach, trafen auf wenige Worte, die sie mit ebensolcher Überzeugung sprach.Ich habe im Augenblick nur ein einziges, winziges Problem.Und das wäre? Die Sorge, dass er tatsächlich einschlief? Das seine Performance unter der bisherigen Verausgabung leiden würde? Das sie unter Umständen nie auf ihre Kosten kommen würde? Mit einem Grinsen sah sie ihm direkt in die Augen. Oh, oh. Schluss mit lustig?

Wie soll ich meine Finger nur bei mir behalten, wenn du all diese süßen Versprechungen machst, die ich so gern auf die Probe stellen würde, Sugar plum? Ihre Mundwinkel zuckten verdächtig, bis seine selbstironischen nächsten Worte ihr ein Lachen entlockten. Die Art von Lachen, die man viel zu selten hörte. Sie lachte tatsächlich nicht etwa über ihn, sondern mit ihm. Vergnügt, ehrlich und nicht verschüchtert. Fast schon freundschaftlich, wenn da nicht dieses letzte bisschen Distanz wäre, das sie sich zu bewahren bemühte. Distanz, die er unvermittelt verschwinden ließ.

Ihre Schultern versteiften sich, als er seine Hand in ihr Haar schob und ihre Lippen zueinander brachte. Vielleicht vor Überraschung, vielleicht weil sie darüber nachdachte ihm ganz frech das zu verweigern, was er wollte. Einfach so, weil sie es konnte. Verspätet trafen ihre Lippen sich schließlich, wobei sie ihn ganz verspielt ihre Zähne spüren ließ. Der Reiz des Verbotenen, huh? Und wie schon zuvor schloss sie ihre Augen nicht, sondern gab sich ganz dem natürlichen Blickkontakt hin. Sah ihm direkt in die Augen. Ihren Kopf an seiner Schulter abzulegen kostete sie sichtlich ein wenig Überwindung, ehe sie nach einigen Sekunden Bedenkzeit probeweise ihre Wange an seine Schulter drückte. Fremd. Nein, so ging das nicht. Mit gerunzelter Stirn rutschte sie unruhig hin und her, um schlussendlich ihre Schläfe an seiner Schulter zu bringen. Immer noch fremd, aber schon besser?
Ein wenig, gab sie kurz darauf widerwillig zu. Die Lippen zu einer kleinen Schnute gezogen, als ging ihr etwas nicht aus dem Kopf.

Und, du hältst dich also für gewöhnlich an deine Versprechungen?Nach wie vor schien sie weder Müde noch ruhig.Wüsste ich es nicht besser, würde mir das zu denken geben.“ Das Leben pulsierte förmlich in ihrem Blick, ihrem Lächeln und den Bewegungen ihres Körpers. Dem Wackeln ihrer Zehen, dem Spiel der Muskeln, dem Tippen der Fingerspitzen auf seiner Haut und den unberechenbaren Gesichtszügen, die einem offenen Buch gleich jeden Gedanken nach außen trugen. Er würde an einem Abend nicht jede Zeile lesen können, aber darum ging es ihr ohnehin nicht. Hier ging es nur – Um das Eine? Um das, was diese eine Nacht ihnen zugestand.
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