Alles in seinem Leben bekam scheinbar ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit, so auch sie. Auch wenn sie 'nur' ein One-Night Stand war, der in kürzester Zeit wieder seiner Wege gehen und kaum Spuren hinterlassen würde. Nichts, um das man sich später noch kümmern müsste und einen eventuelle Versäumnisse doch noch wieder einholten und vielleicht alles noch komplizierter würde. Dennoch bekam sie sie. Als sei sie ihm tatsächlich wichtig. Nicht beliebig. Er hatte sie mit nach Hause genommen, sich entschieden, mit ihr den Abend zu verbringen. Und so lange war sie nun mal Teil seines Lebens, egal, wie wenig Verbindung sie zum Rest haben mochte.
Also musste nicht gehen, durfte bleiben, wenn sie wollte. Oder eben auch gehen, wenn ihr das lieber war. Er würde sie nicht aufhalten. Es wäre ganz allein ihre Sache, ihre Entscheidung. Also doch ein guter Junge? Sie müsste ziemlich sicher nicht befürchten, dass er sie bitten würde, zum Frühstück zu bleiben, aber wenn sie um eines bat, würde sie es vermutlich bekommen. Bekam sie all das, was er zu geben bereit wäre und wenn es nur ein paar Momente der Ruhe waren. Und er würde so lange nehmen, was sie zu geben bereit wäre und er haben wollte. Schließlich sollte es doch irgendwie fair bleiben. Völlig unverbindlich, ja. Freiwillig, natürlich. Aber keine halben Sachen. Die waren mit ihm scheinbar nur schwer zu haben. Wenn er etwas tat, dann auch ganz. Und er wusste, was er wollte, wie auch sie. Waren das die wenigen Gemeinsamkeiten, die es brauchte, um die Gegensätze zueinanderzuführen?
Er hob fragend eine Braue, als sie so unvermittelt lachte, vielleicht hatte er ihre Pläne als nicht durchschaut, das Heben ihres Kopfes falsch oder gar nicht gedeutet, oder er wunderte sich, dass sie tatsächlich zu lange gebraucht hatte, um sich zu entscheiden, da er doch gerade wirklich nicht mehr der Schnellste war. Du noch hier, Honey? In jedem Fall schüttelte er grinsend den Kopf auf ihre nächsten Worte hin. Problem? Wie konnte das nur ein Problem sein, fragte dieses Grinsen, wo die Lösung doch so offensichtlich war. Fragte sein Blick, der dem ihren diesmal nicht den Bruchteil einer Sekunde auswich. "Hmm, da ich sie ja mache, damit du sie auf die Probe stellst, würde ich sagen, behalte sie am besten gar nicht bei dir, Honey."
Nicht, dass er nicht verstehen würde, wenn sie das lieber lassen wollte oder gleich die Flucht ergreifen und sei es nur wegen des wirklich absolut beeindruckenden Auftritts, den er bisher hier hingelegt hatte. Er würde ja zu gerne sagen, dass sei ihm wirklich das letzte Mal auf der Rückbank irgendeines Autos während der High School passiert, aber das wäre schlichtweg gelogen. So etwas war ihm wirklich noch nie passiert. Jemand wie sie war ihm noch nie passiert. Immerhin machte sie es ihm leicht. Es war wohl nur das peinlich, was man dazu machte. Allerdings wurde das Konzept umdrehen und einschlafen gerade bedenklich interessant. Wenn da nicht dieses Lachen wäre, das ihm offensichtlich gefiel. Dass er es auslösen konnte, sie sich wohlfühlte. Scheinbar.
Diesmal ließ auch er die Augen geöffnet, als müsse er fürchten, tatsächlich einzuschlafen, wenn er sie allzu schnell wieder schloss und diesmal biss er auch zurück, legte sich dann aber wieder zurück in die Polster, damit sie sich in Ruhe eine Position suchen konnte, die ihr gefiel. Seine Hände hielten immer noch nur lockeren Kontakt, liessen ihr Raum für jede Bewegung, die sie wollte. Ihr Unbehagen war ihm offensichtlich nicht entgangen. Sie könnte jederzeit gehen. Dabei blieb es. Nachdenklich und ein wenig irritiert sah er auf sie herunter, soweit das so möglich war und versuchte ziemlich offensichtlich zu ergründen, was in ihr vorging und warum sie diese Schnute zog. Wieder zog er fragend eine Braue hoch, doch er fragte nicht. Das ginge wohl zu weit. Weiter als den Kopf an eine fremde Schulter zu legen, was letzten Endes nicht mehr als eine bequemere Lage bedeutete. Sie konnte erzählen, wenn sie wollte, mehr auch nicht.
"Tue ich." Er nickte schmunzelnd und eine Hand nahm ihre ruhigen Bewegungen wieder auf, diesmal an ihrer Schulter. Nicht zum ersten Mal so etwas wie eine Basis für ihre Energie. Warum dagegen ankämpfen, wenn man sie doch nutzen konnte. Eine grundlegende Lektion. Verinnerlicht. "Ah ja? Warum?" hakte er dann amüsiert nach. Da war er nun doch an einer Antwort interessiert, so wie es aussah.